UK: Aufsichtsbehörde findet LGBTI+ Radiosender nicht genug LGBTI+

UK: Aufsichtsbehörde findet LGBTI+ Radiosender nicht genug LGBTI+
Es ist ein schwer nachvollziehbarer Entscheid von Ofcom, der Aufsichtsbehörde für den britischen Rundfunk. So soll der queere Radiosender Juice FM Belfast gegen seine Verpflichtungen verstossen, da zu wenig LGBTI+ Inhalte gesendet würden. Die Radiomacher zeigen sich erstaunt über das Urteil. Bereits zuvor hat die Behörde zudem GB News wegen queerfeindlichen Äusserungen gerügt, aber ohne eigentliche Konsequenzen.

Die Macher:innen von Juice FM Belfast zeigten sich mehr als erstaunt, als sie von Ofcom, der britischen Aufssichsbehörde für Rundfunk, den Bescheid erhielten, dass sie gegen ihre zentrale Serviceverpflichtungen verstossen, weil sie zu wenig queer seien. So würden sie sich kaum von anderen Radiosendern unterscheiden. Sie würden nur eine sehr begrenzte Anzahl an Inhalten ausstrahlen, welche explizit auf die LGBTI+ Community zugeschnitten seien.

Juice FM Belfast ist online und via UKW zu empfangen und bedient in erster Linie die nordirische Hauptstadt. Ofcom kritisierte dabei vor allem, dass die Moderation, welche man gehört habe, sich auf das blosse Ansagen der nächsten Musiktitel beschränkt. Man habe aber kaum oder gar keine Inhalte gehört, welche den Zuhörer:innen tatsächlich klar signalisierten, dass es sich bei Juice Radio um einen Sender explizit für die LGBTI+ Community von Belfast handle.

Zum aktuellen Programm erklärte Juice FM Belfast, dass man etwa die Sendung AMDMs - A Morning Dedicated to Matters ausstrahle. Dieses Sendegefäss konzentriere sich auf Debatten rund um queere Themen. Weiter würden im Rahmen von Listen with Pride jeweils Hilfsorganisationen vorgestellt, welche sich um queere Anliegen kümmern. Dies sei jeweils 160 Mal pro Woche hörbar. Weiter organisiere man auch Live-Übertragungen bei LGBTI+ Events wie etwa der Belfast Pride.

Es sei ein hin und her mit Ofcom, heisst es von den Juice-Macher:innen weiter. Schon von drei Jahren seien sie mit den gleichen Vorwürfen konfrontiert worden, dass sie eher ein normaler Dance-Sender seien, als dass sie tatsächlich queere Hymnen ausstrahlen. Als man sich darauf verteidigte, habe Ofcom plötzlich doch eingeräumt, dass man den Verpflichtungen nachgekommen sei. Nach einer Beschwerde, reagierte Ofcom nun aber erneut und erhob wieder die selben Vorwürfe.

Ob die Rüge von Ofcom Konsequenzen für Juice FM Belfast haben wird, ist noch nicht bekannt. Die Behörde hat aber die Kompetenz, Sanktionen zu erlassen, wenn Sender ihren Verpflichtungen nicht oder nur ungenügend nachkommen.

Erst vor wenigen Tagen sorgte Ofcom schon einmal für Schlagzeilen: So hat der Rechtsaussen-Sender GB News mit einer LGBTI+ feindlichen Äusserung klar gegen den Rundfunkkodex verstossen. In der Sendung Headliners ging es um die episkopale Bischöfin Mariann Budde, welche den Gottesdienst zur Amteinführung von US-Präsident Donald Trump hielt. Darin forderte sie Trump direkt zur Barmherzigkeit mit queeren Menschen auf. Der GB News-Moderator Josh Howie sagte dazu in einem Kommentar, dass auch Pädophile dazu gehören würden.

Wegen dieser Aussage gab es rund 71'500 Beschwerden. Bereits im Januar reagierte die Behörde und verurteilte die Äusserung. Dabei kritisierten sie, dass die sexuelle Orientierung mit Pädophilie in Verbindung gebracht werde. Nun, sechs Monate später, wurde die Untersuchung abgeschlossen.

Obwohl Ofcom die Aussage klar verurteilte und den Sender deswegen auch rügte, entschied die Behörde, dass es keine Sanktionen gegen GB News geben werde. Eine im Februar von Howie verlesene und ausgestrahlte, öffentliche Entschuldigung sei ausreichend gewesen. Darin erklärte der Moderator, dass es sich um einen Scherz gehandelt habe, und dass er nicht versucht habe, LGB-Personen mit Pädophilie in Verbindung zu bringen. Die Angelegenheit ist für Ofcom damit geklärt.

Josh Howie, der auch Standup Comedian und Schauspieler ist, erklärte im August in den Sozialen Medien, dass er aufgrund dieser Äusserung seine Agentur verloren habe, welche ihn als Schauspieler vertreten habe.