UK: Hunderte LGBT-Asylbewerber abgewiesen

UK: Hunderte LGBT-Asylbewerber abgewiesen
Neue Zahlen, welche von der britischen Regierung veröffentlicht wurden, belegen, dass das Land alleine in den letzten zwei Jahren hunderten, schwulen, lesbischen, bisexuellen und transgender Flüchtlingen das Asyl verweigert hat, obwohl sie in ihren Ländern von Gefängnisstrafen, Gewalt oder gar dem Tod bedroht sind. Darunter waren unter anderem Flüchtlinge aus dem Iran, Afghanistan, Jamaika, Uganda oder auch aus dem Irak und Nigeria, also den homophobsten Staaten der Welt. Es brauchte mächtig Druck von diversen Organisationen, dass diese Asylzahlen nun erstmals veröffentlicht wurden - kein Wunder!

Die neusten Zahlen wurden von der britischen Regierung nicht an die grosse Glocke gehängt, vielmehr wurden sie nur so nebenbei veröffentlicht, und erst, nachdem der Druck gross genug war: Dies ist auch kein Wunder, denn besonders aus Sicht der LGBT-Community bergen die neusten Statistiken, welche in dieser Form über LGBT-Anträge zum ersten Mal überhaupt veröffentlicht wurden, doch einiges an Brisanz. Verantwortlich für die Zahlen, welche vom 1. Juli 2015 bis zum 31. März 2017 erhoben wurden, sind nämlich jene Entscheidungen, welche von der damaligen Innen- und heutigen Premierministern Theresa May getroffen wurden. Diese Politik ist gerade auch deshalb sehr fragwürdig, da gerade Grossbritannien verantwortlich für viele Anti-Gay-Gesetze der Welt ist. Als ehemalige Kolonialmacht sind sie nämlich verantwortlich, dass viele Staaten solche Gesetze haben.

So zeigen die aktuellen Statistiken, dass in den fast zwei Jahren insgesamt 3'535 Asylanträge von Personen gestellt worden, welche angaben, dass sie aufgrund ihrer sexuellen Orientierung in Grossbritannien bleiben wollen. Dies sind rund sechs Prozent aller Anträge. Von diesen sind nur gerade 838 Anträge gutgeheissen wurden, und 2'379 sind abgelehnt worden. Dabei zeigen die Statistiken erschreckenderweise auch, dass viele Flüchtlinge selbst aus den homophobsten Staaten dieser Welt abgelehnt wurden. So wurden etwa die Gesuche von 84 LGBTs aus dem Iran abgelehnt, wo auf Homosexualität die Todesstrafe steht. Dies sind rund die Hälfte aller Gesuche aus dem Iran. Von 331 Gesuchen aus Nigeria, wo LGBTs massive Gewalt, jahrzehntelange Haft oder im Norden gar die Todesstrafe droht, wurden ebenfalls nur 63 bewilligt. Auch aus Uganda wurde 108 Gesuche abgelehnt, und aus Sri Lanka und Indien, wo gleichgeschlechtlicher Sex ebenfalls unter Strafe steht, wurde jeweils gar kein Antrag angenommen, obwohl 82 respektive 48 Personen ein Gesuch stellten. Auch aus Ländern wie Afghanistan, dem Irak, Jamaika, Kenia oder Simbabwe wurde die Mehrheit abgelehnt.

Der Grund für die häufige Ablehnung der Gesuche war nicht zuletzt eine Änderung der Handhabung bei Gesuchen, welche als Grund die sexuelle Orientierung angaben. Herbeigeführt wurde diese Anpassung von der damaligen Innen- und heutigen Premierministerin Theresa May. Zahlreiche LGBT- und Menschenrechtsorganisationen kritisierten die Massnahmen damals, da sie diskriminierend seien und schlicht versagen. Die Asylverfahren würden sich auf uneinheitliche Standards berufen, welche die Antragssteller erniedrigen, was dazu führe, dass viele Personen in Länder zurückgeschickt werden, wo sie aufgrund ihrer sexuellen Orientierung verfolgt werden. So gab es beispielsweise der Fall einer lesbischen Frau aus Uganda, welche Asyl beantragt hat, da sie in ihrer Heimat aufgrund ihrer sexuellen Orientierung mehrfach vergewaltigt und misshandelt wurde. Ihr Gesuch wurde mit der Begründung abgelehnt, dass sie als Lesbe gar keine Kinder haben könne. Ein anderer Asylsuchender wurde während dem Asylverfahren aufgefordert, dass er explizite Fotos von sich zeigen solle, welche beweisen würden, dass er schwul sei. Vielen Asylsuchenden wurde nach der Ablehnung zudem der Rat gegeben, sie sollen sich einfach "hetero-mässig" verhalten, wenn sie zurück in ihrer Heimat sind.

Zahlreiche Politiker sprachen von einer grossen Schande für die Regierung, als die Zahlen veröffentlicht wurden. Auch LGBT-Organisationen wie Kaleidoscope Trust sparten nicht an an Kritik. Für den Direktor der Organisation ist nun, nach der Veröffentlichung dieser Zahlen, auch klar, weshalb die Regierung diese Statistiken so lange zurückgehalten haben. Man habe jahrelang dafür gekämpft, dass die Zahlen endlich veröffentlicht werden. Dass die Statistiken nun bekannt seien, sei ein grosser Schritt in die richtige Richtung, doch es gebe auch Grund zur Sorge. Dass derart viele Gesuche von LGBTs abgelehnt werden, müsse dringend untersucht werden.