UK: Lesbische Frau unternimmt verzweifelten Selbstmordversuch um der Ausschaffung zu entgehen
Es war im Jahr 2013 als die heute 34-jährige Nneka Obazee zusammen mit ihrem Ehemann und ihrem 19-jährigen Stiefsohn Grossbritannien bereisten. Dort nutzte Nneka Obazee ihre Chance und sie floh zusammen mit dem Stiefsohn von ihrem gewalttätigen Ehemann. Endlich fühlte sie sich auch sicher genug, um zu ihrer Homosexualität zu stehen. Ihrer Familie in Nigeria passte dies überhaupt nicht und sie brachen den Kontakt zu ihr ab. Darauf stellte sie einen Asylantrag, da ihr in Nigeria nicht nur Gewalt, sondern aufgrund ihrer Homosexualität auch bis zu 14 Jahre Haft drohen. In den vergangenen vier Jahren lebte Nneka Obazee nun in Manchester, wo sie auch ein aktives Mitglied der LGBT-Community wurde und sich in Organisationen für LGBT-Flüchtlinge einsetzte. Doch die Behörden in Grossbritannien wollten ihr Asylantrag offenbar nicht anerkennen und lehnten das Gesuch sowohl für sie, wie auch für ihren Stiefsohn ab.
Als sie in Ausschaffungshaft genommen wurde, erlitt Nneka Obazee bereits einen Nervenzusammenbruch und war suizidgefährdet. Da der Termin der Ausschaffung immer näher kam, versuchte sie sich nun das Leben zu nehmen, indem sie eine Überdosis Schmerzmittel schluckte. Sie wurde darauf ins Spital gebracht, doch trotz dieses schweren Schicksalsschlag machten die Behörden ernst und schafften ihren Stiefsohn wie geplant schon einmal per Flugzeug aus. Wie es mit Nneka Obazee weitergeht, ist jedoch noch nicht ganz klar. Ihr Antrag wurde vom Innenministerium abgelehnt, und sie hat auch schon zwei Mal Berufung vor Gericht eingelegt. Derzeit befindet sie sich wieder in einem Flüchtlingsheim und ihr Gesuch wird wohl erneut geprüft.
Eine Sprecherin von Lesbians and Gays Support the Migrants erklärte, dass dieser Fall deutlich zeige, wie hart die aktuelle Situation für sie ist, wenn sie tatsächlich nach Nigeria zurück müsste. Ähnlich klingt es auch von der U.K. Lesbian and Gay Immigration Group: Deren Direktorin Leila Zadeh kritisiert, dass den Leuten ihre sexuelle Neigung noch viel zu wenig geglaubt werde und man ihre Anträge deshalb oftmals fälschlicherweise ablehne. Rajiv Bera von der Flüchtlingshilfe erklärte zudem, dass die sexuelle Identität sehr schwierig zu beweisen sei, und zwar besonders dann, wenn es mit einem schweren Trauma in der Vergangenheit verbunden sei. Bis sie als Flüchtlinge anerkannt werden, erleben sie vielfach, dass ihnen nicht geglaubt wird, dass sie in Armut leben oder gar verhaftet werden. Dies habe massive Auswirkungen auf ihren psychischen Gesundheitszustand.
Im christlichen Süden von Nigeria drohen Homosexuellen bis zu 14 Jahre Haft, im muslimischen Norden des Landes gar die Todesstrafe, da dort die Scharia gilt. Wer zudem eine gleichgeschlechtliche Ehe vollzieht, oder auch nur einer LGBT-Organisation beitritt, dem drohen ebenfalls schwere Strafen. Es kommt immer wieder zu Verhaftungswellen und Razzien im Land. So wurden im April 50 Männer verhaftet, da sie angeblich an einer Schwulenhochzeit teilgenommen haben, und im Juli fand eine Razzia in einem Hotel in Lagos statt. Dort wurden ebenfalls 42 Männer verhaftet. Ihnen wurde vorgeworfen, dass sie an gleichgeschlechtlichen Aktivitäten beteiligt gewesen seien.