UK: Schwules Paar erhält 125‘000 Pfund von diskriminierendem Arbeitgeber

UK: Schwules Paar erhält 125‘000 Pfund von diskriminierendem Arbeitgeber
Ein schwules Ehepaar arbeitete gemeinsam im selben Restaurant. Nachdem sie von den LGBTI+ feindlichen Besitzern und den Mitarbeitenden konstant beleidigt und bedroht wurden, und schlussendlich auch keinen Lohn mehr ausbezahlt bekamen, kündigten sie schliesslich und zogen vor Gericht. Nun bekamen sie Recht und rund 125'000 Pfund zugesprochen. Dass sie die Entschädigung aber tatächlich erhalten, ist leider mehr als unwahrscheinlich.

Tim Jeurninck und Marco Scatena sind verheiratet und arbeiteten zusammen in italienischen Restaurant Piatto in London. Scatena war sogar ein Mitbesitzer des Lokals und hatte einen Anteil von 30 Prozent, doch selbst dies schützte ihn nicht vor Diskriminierung. Vor Gericht erklärte er, dass er während seiner Zeit als Mitbesitzer kein einziges Mal eine Dividende erhalten habe, stattdessen sei er von den drei anderen Geschäftsführern ständig bedroht und beleidigt worden.

Doch es blieb nicht dabei: Ihm sei sogar vorgeworfen worden, dass er sich an der Kasse bedient und Geld gestohlen habe. Chats einer Whatsapp-Gruppe zwischen den drei anderen Geschäftsführern haben sogar belegt, dass sie Scatena damit eine Falle stellen wollten um ihn noch schneller loszuwerden. Einer der Geschäftsführer hat Scatena die Chats geschickt, und er war darauf so geschockt, dass er für einen gewissen Zeitraum arbeitsunfähig war. Während dieser Zeit wurde ihm auch kein Lohn ausbezahlt.

Diese persönliche Attacke gegen Scatena wurde begleitet von queerfeindlichen Beleidigungen, Bedrohungen und Mobbing während Monaten, und zwar gegen ihn wie auch gegen seinen Ehemann, und sowohl von den Geschäftsführern, wie auch von weiteren Mitarbeitenden des Restaurants. So sei etwa Jeurninck stets als „Waitress“ bezeichnet worden, also als Kellnerin, neben anderen despektierlichen Ausdrücken. Einmal habe man ihn unter anderem gar „Fa**ot“, also „Sch***tel“, genannt. Auch als er sie aufgefordert habe, damit aufzuhören, hätten sie ihn bloss ausgelacht,

Wie Tim Jeurninck vor Gericht weiter ausführte, habe ein Geschäftsführer ihn auch massiv bedroht. So habe dieser erklärt, dass seine Familie in der Mafia sei, und dass er ihn ohne weiteres umbringen, oder der Familie seines Ehemannes etwas antun lassen könne. Als Jeurninck schliesslich auch noch einen Monat lang nicht mehr bezahlt wurde, hat er schliesslich von sich aus gekündigt. Wenige Monate später ist dann auch Scatena als Mitbesitzer zurückgetreten.

Auf sich sitzenlassen wollten die Beiden aber die Vorfälle, welche sich über einen längeren Zeitraum abspielten, nicht, und so reichten sie darauf Klage gegen das Restaurant Piatto und dessen Besitzer ein. Und nun haben die Richter an einem Londoner Gericht ein mehr als klares Urteil gefällt.

Das Gericht sprach Marco Scatena eine Summe von 83,102 Pfund, rund 92’900 Schweizer Franken, und Tim Jeurninck eine von 41,732 Pfund, rund 46’650 Franken, zu. In diesen Geldern sind für Scatena 36'000 Pfund und für Jeurninck 28'000 Pfund Schadenersatz enthalten. Die Beweise seien erdrückend, dass versucht worden sei, Scatena loszuwerden weil er schwul war, erklärte Richter Alexander Green in seiner Urteilsbegründung. Es wäre verdreht, wenn man zu einem anderen Schluss kommen würde. Tim Jeurninck und Marco Scatena hätten nachweisen können, dass sie aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diesen Diskriminierungen ausgesetzt waren, welche ihre Würde verletzte, und obendrein demütigend, erniedrigend und feindselig waren. Sie hätten sich durch dieses Verhalten bedroht und zu tiefst beleidigt gefühlt, so Richter Green weiter.

Ob die Beiden die ihnen zugesprochene Entschädigung aber tatsächlich erhalten werden, ist mehr als unwahrscheinlich: Das Restaurant Piatto befindet sich nämlich in Liquidation.