UKRAINE: Über tausend Teilnehmer bei Gay Pride - trotz massiver Drohungen
Die Drohungen der Ultranationalisten und Neo-Nazis im Vorfeld der Pride vom vergangenen Sonntag waren massiv: Sie würden ein Blutbad anrichten, sollten die Schwulen, Lesben und Transgender mit ihren Unterstützern tatsächlich an der Pride festhalten und durch Kiew marschieren. Während es ihnen im vergangenen Jahr mit gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei gelang, den Anlass kurz nach dem Start zum Abbruch zu zwingen, so konnte die erste, richtige LGBT Pride in diesem Jahr tatsächlich durchgeführt werden. Rund 6500 Polizisten und Sicherheitskräfte schützten die geschätzen 1500 Pride-Teilnehmer, welche mit Plakaten und Regenbogenfahnen durch die Innenstadt liefen. Auch mit von der Partie war Sophie in ‘t Veld, die Vize-Präsidentin der LGBTI-Intergroup des Europäischen Parlaments, sowie mit Ana Gomes und Rebecca Harms zwei Mitglieder der Intergroup.
Auch die Gegendemonstranten liefen wieder auf, doch die Polizisten griffen hart durch und verhafteten rund 60 Teilnehmer. Sie hielten unter anderem Schilder mit der Aufschrift “Die Ukraine ist nicht Sodom“ in die Luft und versuchten die Pride-Teilnehmer auch lautstark mit Sprechchören einzuschüchtern. Andere waren auch wütend auf die Behörden: Sie warfen der Politik vor, dass sie mit der LGBT-Community gemeinsame Sache gemacht habe.
Politisch hat die Ukraine in Bezug auf die Rechte der Schwulen, Lesben und Transgender vorwärts gemacht, so ist derzeit beispielsweise ein Diskriminierungsschutz auf der Basis der sexuellen Orientierung und der Geschlechteridentität in der Ausarbeitung. Homophobie und Transphobie sind allerdings immer noch stark verbreitet im Land.
Während die Pride im vergangenen Jahr abgebrochen werden musste, so war es in den Jahren zuvor jeweils die Polizei, welche den Schutz der Teilnehmer nicht garantieren wollte, weshalb der Anlass bereits im Vorfeld abgesagt werden musste. Ähnlich erging es einem LGBT+-Filmfestival in Lviv in der West-Ukraine, welches abgesagt werden musste, weil es den Behörden nicht gelungen ist, das Festival vor den extremen Rechten zu schützen...