USA: Fast 50% der LGBTs wagen kein Coming Out am Arbeitsplatz
Ob sich jemand am Arbeitsplatz outet, muss jeder für sich selber entscheiden und es hängt sicherlich auch mit dem Umfeld zusammen. Fest steht aber, dass sich das Versteckspiel auf die Produktivität niederschlägt und schlussendlich auch die psychische Gesundheit beeinflusst. Eine kürzlich durchgeführte Studie der Human Rights Campaign zeigte auf, dass noch immer fast die Hälfte der Arbeitnehmer in den USA am Arbeitsplatz nicht geoutet sind. Dies ist zwar eine Verbesserungen zu den zwei Vorgängerumfragen, als der Anteil noch knapp über 50 Prozent lag, aber es geht diesbezüglich offenbar nur langsam vorwärts.
Jene, welche sich am Arbeitsplatz noch nicht geoutet haben, nennen dafür unterschiedliche Gründe. So erklären 38 Prozent, dass sie nicht schubladisiert werden wollen. Dies zeigte sich auch schon in anderen Studien, vor allem auch die Auswirkungen daraus. So passierte es bereits rund einem Viertel der LGBT-Mitarbeiter, dass sie von ihren Mitarbeitern entweder direkt aufgefordert, oder dass es zumindest angedeutet wurde, dass sie sich männlicher respektive weiblicher anziehen sollen. Dies passierte aber nur etwas mehr als 4 Prozent der heterosexuellen Mitarbeiter. 36 Prozent wagen ihr Coming out nicht, weil sie nicht möchten, dass sich ihre Arbeitskollegen unwohl fühlen. 31 Prozent erklärten zudem, dass sie den Anschluss zu ihren Arbeitskollegen nicht verlieren wollen. 27 Prozent gaben zudem an, dass andere denken könnten, dass sie sie attraktiv finden, und dass sie sich deshalb nicht outen.
Fast ein Drittel aller LGBT-Arbeitnehmer fühlen sich unglücklich oder gar depressiv bei der Arbeit. 28 Prozent erklärten gar, dass sie am Arbeitsplatz über ihr Privatleben lügen, 17 Prozent empfinden es zudem als ermüdend ihre sexuelle Orientierung zu verstecken. Auch auf die Stelle selber hat die sexuelle Orientierung offenbar einen Einfluss. So erklärten rund 20 Prozent, dass sie gewisse Funktionen meiden, 25 Prozent erklärten zudem, dass sie gewisse Personen in ihrem Arbeitsumfeld meiden.
Wenn man die heterosexuellen Arbeitnehmer befragt, dann sagen rund die Hälfte, dass sie keine LGBTs in ihrem Arbeitsumfeld haben. Rund 80 Prozent erklärten zudem, dass sich Schwule, Lesben und Transgender nicht verstecken sollten. 59 Prozent halten es aber auch für unprofessionell, wenn man am Arbeitsplatz über die sexuelle Orientierung oder die Geschlechtsidentität spricht. Nur etwas über die Hälfte, rund 54 Prozent, fühlen sich zudem sehr wohl damit, mit einem LGBT zusammenzuarbeiten. Von jenen, welche sich unwohl dabei fühlen, erklärte die Mehrheit, dass sie nichts über das Sexleben ihrer Arbeitskollegen wissen wollen.
Für die Human Rights Campaign wurden zwischen Februar und März 804 LGBT- und 811 Nicht-LGBT-Arbeitnehmer befragt. Eine ähnliche Studie, welche in Grossbritannien durchgeführt wurde, kam interessanter zu einem ganz anderen Ergebnis: Laut Stonewall UK haben sich nur rund 7 Prozent der schwulen Männer und 4 Prozent der lesbischen Frauen nicht am Arbeitsplatz geoutet. Offenbar scheint in Grossbritannien grundsätzlich ein LGBT-freundlicheres Klima zu herrschen. Gut möglich, dass es auch mit dem sehr konservativen Umfeld in den USA zusammenhängt, wenn man die grossen Ballungszentren an der Ost- respektive der Westküste verlässt.