USA: Katholischer Priester tritt ab - wegen Grindr und Besuch von Gay Bars?
Erst kam der Rücktritt, dann veröffentlichte die katholische Nachrichtenseite The Pillar einen Bericht, womit Monsignore Jeffrey Burrill, ein Priester und Generalsekretär der US-amerikanischen Bischofskonferenz (USCCB), offenbar Fehlverhalten nachgewiesen werden kann. Der Rücktritt von Burrill wurde von der Bischofskonferenz öffentlich gemacht, und es hiess, dass sich der Priester zu diesem Schritt entschieden habe um die Arbeit nicht zu stören und nicht von den eigentlichen Aufgaben abzulenken. Eine Sprecherin erklärte zudem, dass es der Wille von Burrill selber war, zurückzutreten.
Jeffrey Burrill war während vier Jahren stellvertretender und ab November 2020 dann Generalsekretär der USCCB. In dieser Funktion organisierte er Konferenzen und Versammlungen, und war auch für diverse administrative Belange verantwortlich. In diesen Zeitraum fallen nun auch mehrere Verfehlungen, zumindest aus Sicht der katholischen Kirche, welche Burrill zwischen 2018 und 2020 begangen haben soll.
Wie The Pillar öffentlich machte, soll der Priester unter anderem während Dienstreisen in verschiedensten US-Städten Schwulenbars und Privatwohnungen besucht haben. Dabei soll er eine Dating App genutzt haben, welche ortbasiert funktioniere. Als Beweise will die Zeitung die entsprechenden Handydaten von Burrill‘s Mobiltelefon analysiert haben, welches dieser zwischen 2018 und mindestens 2020 benutzt habe. Bei der App soll es sich demnach um Grindr handeln, und beim Bewegungsprofil um kommerziell verfügbare Aufzeichnungen von Daten, welche die App von seinen Nutzern sammelt. Dabei habe man eine unabhängige Firma damit beauftragt, die Daten zu verifizieren, schreibt The Pillar weiter.
Auch die katholische Nachrichtenagentur meldete sich darauf zu Wort und erklärte, dass diese Enthüllung erst ein Teil des Problems sein könnte. Man habe vom jemandem einen Tipp erhalten, wonach diese Person Zugang zur Technologie habe um Daten von anderen Priestern zu identifizieren, welche Apps wie Grinder oder Tinder ebenfalls nutzten. Es gebe dabei Berichte, welche auf angeblich aktiv homosexuell lebende Priester abzielen, so die Nachrichtenagentur, und welche nun veröffentlicht werden sollen.
Das Vorgehen von The Pillar sorgte aber auch für heftige Kritik, etwa von James Martin, einem Jesuitenpriester innerhalb der katholischen Kirche, welcher sich auch für LGBTI+ Inklusion und Diversität stark macht. So sei es zwar klar, dass sich Priester an ihr Versprechen in Bezug auf das Zölibat halten sollen, doch er kritisierte auch die katholischen Journalisten, welche zu unmoralischen Mitteln gegriffen haben um Priester auszuspionieren. Er frage sich, wo dies noch hinführe, ob als nächstes auch katholische Lehrer an Schulen oder Mitglieder der Pfarrgemeinde ausspioniert werden? Wo werde dies enden? Wenn wir eine Kirche haben, in der nie jemand gesündigt hat?, so Martin weiter, doch dann würden die Kirchen leer sein.