USA: Studie über das Ende von Don‘t Ask - Don‘t Tell vorgestellt
Wenn sich queere Soldat:innen outen, dann hätte dies einen Einfluss auf die Schlagkraft der amerikanischen Streitkräfte, erklärten die Befürworter von Don‘t Ask - Don‘t Tell. Zudem würde dies die übrigen Armeeangehörigen ablenken. Es gebe hohes Potential dafür, dass es Unruhe in den Truppen gebe und dies würde ohne Zweifel dazu führen, dass der Fokus der Führungskräfte vom einzigen Ziel, nämlich die Truppen kampfbereit zu machen, abgelenkt werde. Mit diesen Argumenten sprach sich damals etwa General James Amos von der US-Marine gegen die Abschaffung von DADT aus.
Das Pentagon, das amerikanische Verteidigungsministerium, hat bereits im 2021, also zehn Jahre nach der Abschaffung von DADT mit dem Titel Repealing Don’t Ask, Don’t Tell: A Historical Perspective From the Joint Chiefs of Staff einen Bericht veröffentlicht, mit welchem die Auswirkungen der Aufhebung von DADT untersucht werden soll. Dieser Bericht wurde bislang unter Verschluss gehalten, doch nun konnte das Palm Center, eine Organisation aus San Francisco, welche sich auf LGBTI+ Anliegen innerhalb des Militärs kümmert, den Inhalt des Berichts öffentlich zugänglich machen. Weshalb dies so lange dauerte, und weshalb der Bericht überhaupt unter Verschluss war, ist nicht bekannt.
Im Bericht wird unter anderem erneut Marine-General James Amos zitiert, diesmal zwei Monate nach der Abschaffung von DADT, und er erklärte, dass nichts passiert sei. Er sei sehr zufrieden damit, wie die Änderung dieser Richtlinie abgelaufen sei. Diese Aussage passt denn auch genau zu den übrigen Erkenntnissen des Berichts. So schreibt etwa jene Arbeitsgruppe, welche die umfassenden Untersuchungen innerhalb des Pentagon leitete, dass die Beurteilung des Verteidigungsministeriums auf falschen Vorstellungen beruhte, was es heisse, wenn schwule und lesbische Armeeangehörige offen dienen.
Weiter gibt das Pentagon im Bericht offen zu, dass die Ängste, welche mit der Aufhebung von DADT verbunden waren, im Nachhinein vollkommen unbegründet waren. So heisst es vom Palm Center zudem, dass die Gegner der Gleichstellung einmal mehr behauptet hätten, dass Inklusion Amerikas wichtigste Institution und damit die ganze Nation bedrohen würde, doch einmal mehr habe es sich gezeigt, dass diese Befürchtungen nicht wahr sind. Diese Untersuchung zeige nun erneut die klaffende Diskrepanz zwischen Panikmache und Realität. Dies sollte bei ähnlichen Debatten, welche noch anstehen, in Betracht gezogen werden, fordert das Palm Center weiter, etwa aktuell, wenn trans Menschen als Gefahr für die amerikanische Gesellschaft bezeichnet werden.
Eingeführt wurde Don‘t Ask - Don‘t Tell 1994 als Kompromiss unter Bill Clinton. Er wollte das damals geltende Verbot von Schwulen, Lesben und Bisexuellen in den Streitkräften aufheben, doch aufgrund von erbittertem Widerstand aus dem Militär und aus dem Kongress fand man schliesslich den Kompromiss in DADT. Eigentlich wollte man damit Konflikten vorbeugen, denn die damalige Debatte wurde vor allem mit dem Argument geführt, dass heterosexuelle Männer Probleme haben könnten, neben Schwulen zu duschen. DADT sollte zudem verhindern, dass LGB geoutet werden, doch dies passierte ohnehin, mit der Konsequenz, dass Tausende von schwulen, lesbischen und bisexuellen Armeeangehörigen durch ihr Outing aus dem Dienst entlassen wurden. Dies war nämlich die Strafe: Wer gegen DADT verstiess, wer sich also bei seiner Truppe geoutet hat, ob freiwillig oder nicht, wurde automatisch aus dem Dienst suspendiert.
2011 wurde dieses Gesetz schliesslich aufgehoben, wodurch homo- und bisexuelle Militärangehörige fortan offen dienen durften. Trans Menschen durften weiterhin nicht dienen, denn dies war nicht per DADT-Gesetz verankert, sondern, dies war eine militärische Richtlinie. Erst Barack Obama hat dieses Verbot aufgehoben und trans Menschen zum Dienst zugelassen. Als Donald Trump Präsident wurde, führte er das Verbot wieder ein, musste es aber aufgrund von Gerichtsurteilen immer weiter aufweichen. Unter Joe Biden wurde das Verbot schliesslich wieder vollständig aufgehoben.
Mit der Veröffentlichung des Berichts hat das Palm Center seine Arbeit eingestellt. Sie haben dazu eine neue Webseite online aufgeschalten, auf welcher sie quasi ihr Vermächtnis veröffentlichen.