USA: Wird das Milliarden-Teleskop nach einem LGBTI+ feindlichen Ex-NASA-Leiter benannt?

USA: Wird das Milliarden-Teleskop nach einem LGBTI+ feindlichen Ex-NASA-Leiter benannt?
Im kommenden Dezember soll es soweit sein, dann soll das mehrere Milliarden Franken teure, komplexeste und bislang grösste Weltraum-Teleskop der NASA von der Erde aus ins All abheben. Trotz Protesten hält die amerikanische Weltraumorganisation daran fest, dass das Teleskop nach dem früheren Leiter der NASA, James Webb, benannt wird, obwohl dieser in den 60er Jahren offenbar an einer von der Regierung orchestrierten "Säuberungsaktion“ gegen LGBTI+ beteiligt gewesen sein soll.

Es wurden 1‘250 Unterschriften von Forschenden und Wissenschaftler:innen mit einer klaren Forderung eingereicht: Sie seien die Mitarbeitenden, welche das neue Teleskop der nächsten Generation benutzen werden, und sie fordern einen Namen, der den damit gemachten Entdeckungen würdig ist, einer der für eine Zukunft stehe, in der alle frei leben können. Bewirkt hat diese Petition, dass der Chefhistoriker der amerikanischen Weltraumorganisation, Brian Odom, bekannt gab, dass er das Anliegen prüfen werde.

Stein des Anstosses für die Unterzeichnenden ist, dass das neue, 10 Milliarden Dollar, rund 9.3 Milliarden Franken, teure Weltraumteleskop der NASA den Namen James Webb tragen soll. Dies stiess vielen sauer aus, da Webb eine nicht eben rühmliche Vergangenheit haben soll, wenn es um die Rechte von LGBTI+ geht. Bevor er von 1961 bis 1968 Leiter der NASA wurde, soll er nämlich in seiner Funktion als Staatssekretär eine "Säuberungsaktion" mitverantworten, welche heute als „Lavender Scare“ bekannt ist, mit welcher queere Personen von ihren Arbeitsstellen und Posten innerhalb der Regierung entlassen wurden.

Selbst als James Webb Leiter der NASA war, breitete sich der Gedanke aus, dass die US-Regierung von Homosexuellen infiltriert werde, weshalb auch hier "Lavender Scare" umgesetzt worden sei. Webb als Leiter soll damals dafür verantwortlich gewesen sein. Laut den Initianten der Petition soll Webb damals in internen Memos ausdrücklich vom Problem mit den Homosexuellen und anderen sexuell Perversen gesprochen haben, und zudem auch mit Mitgliedern des Senats in Bezug auf LGBTI+ feindliche, neue Richtlinien in Kontakt gewesen sein.

NASA-Historiker Brian Odom hat mittlerweile mitgeteilt, dass es derzeit keine Beweise dafür gebe, welche eine Umbenennung des Weltraum-Teleskops rechtfertigen würden. Anders sieht es Astronomin Chanda Prescod-Weinstein, selber queer, welche die Petition mitinitiiert hat. Im besten Fall, so Prescod-Weinstein, könne man Webbs Vergangenheit als kompliziert beschreiben, im schlimmsten Fall hingegen sende man dieses grossartige Instrument mit dem Namen eines Homophoben in die Luft.

Sie habe ihre Karriere damit verbracht, zur Institution der NASA aufzuschauen, doch nun fühle sie sich im Stich gelassen, so Chanda Prescod-Weinstein. Sie würde es sich wünschen, dass die Behörden ihre Beweise transparent vorlegen würden, welche sie untersucht haben.