WIRTSCHAFT: Ehemaliger Abercrombie-CEO sieht sich als nicht verhandlungsfähig
Eines vorweg: Mike Jeffries hat alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe vehement bestritten. Im vergangenen Oktober wurden er, sowie sein Partner Matthew Smith und James Jacobson in Florida verhaftet. Ihnen wird Förderung von Prostitution, sowie Sexhandel vorgeworfen. Die Verbrechen sollen laut der Anklage zwischen 2008 und 2015 stattgefunden haben, doch sie könnten auch bis ins Jahr 1992 zurückreichen, wie es von der Staatsanwaltschaft in New York heisst.
Über 100 Männer werfen den Beschuldigten vor, dass sie mit Geld, Drogen und Jobs angelockt wurden. Mit der Hoffnung eines der begehrten Abercrombie & Fitch-Models zu werden, sollen viele der mutmasslichen Opfer dabei zur Teilnahme an Sex-Events gezwungen worden sein. Jeffries soll dabei laut einer zivilrechtlichen Sammelklage eine Art "kriminelles Unternehmen" geführt haben, und dies während rund zwei Jahrzehnten. Dabei sollen sie einen wahren Sexhandel betrieben haben, indem sie den jungen Männern gut bezahlte Model-Jobs versprochen haben sollen.
Auch Abercrombie & Fitch wird dabei offenbar schwer belastet, so soll das Unternehmen den Sexhandel quasi unterstützt haben, indem Ressourcen der Firma zur Verfügung gestellt wurden, so etwa unbegrenzte Bargeldbeträge, aber auch Jets und andere Transportmittel. Das Unternehmen wehrt sich aber dagegegen und spricht davon, dass diese Aktivitäten von Jeffries, sofern sie überhaupt stattgefunden haben, nichts mit seiner Arbeit bei Abercrombie zu tun hatten.
Mehrere Dokumentarfilme, darunter auch einer der BBC, haben den Fall bereits beleuchtet und mit zahlreichen Zeugen gesprochen. So kam auch die BBC-Doku zum Schluss, dass offenbar Mittelsmänner eingesetzt wurden, um ein Netzwerk aufzubauen, durch welches junge Männer rekrutiert werden sollen. Dabei sollen ihnen Tausende von Dollar für sexuelle Dienste angeboten worden sein - sei es für Handlungen mit Jeffries und Smith, aber auch unter einander. Dabei sollen die Opfer für Veranstaltungen von Marraksch über London bis New York quer durch die Welt geflogen worden sein.
Wie nun bekannt wurde, möchte Mike Jeffries offenbar den anstehenden Prozess hinauszögern. Über seinen Anwalt Brian Bieber will der heute 80-Jährige offenbar auf nicht verhandlungsfähig setzen. Dazu soll es Anhörungen geben, um dies festzustellen. Es wird aber erwartet, dass die Bundesstaatsanwaltschaft diese Anhörung verhindern möchte, indem sie diesen Schritt als Verzögerungstaktik anfechten werden. Es könnte sich nämlich über längere Zeit hinziehen, um festzustellen, ob Jeffries nun verhandlungsfähig ist oder nicht.
Für die drei angeklagten Täter gilt nach wie vor die Unschuldsvermutung.
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LOS: Lesbenorganisation Schweiz
Pink Cross: Dachorganisation schwuler und bisexueller Männer