HINTERGRUND: Die Moustache Sauna in Zürich muss per Ende 2023 schliessen

Mit der bevorstehenden Schliessung des Moustache per Ende 2023 geht nach 43 Jahren ein Kapitel der Schwulengeschichte der Stadt und des Zürcher Kreis 4 zu Ende. Doch wie ist es soweit gekommen? Robert als Mitbesitzer der Sauna hat mit gay.ch über die vergangenen, äusserst turbulenten und nervenaufreibenden Jahre gesprochen, welche auch an ihm alles andere als spurlos vorbeigegangen sind.

Das Haus an der Engelstrasse 4 mitten im Kreis 4 wurde vor 2.5 Jahren verkauft. Auch das Moustache hat damals gemeinsam mit den anderen Mietern des Hauses mitgeboten, doch die eigene Bank, über welche alle Geschäfte der Sauna während Jahrzehnten liefen, hat die bestehenden Mieter via der ZKB Anlagestiftung stets überboten und so nicht nur den Preis des Gebäudes in ungeahnte Höhen getrieben, sondern dadurch schliesslich auch den Zuschlag erhalten. Darauf wurde kurzerhand allen Mietern des Hauses gekündigt.

In den Neubau werden nun Wohnungen kommen, was per se für die Stadt Zürich nicht schlecht ist, so Robert weiter, und im Nebengebäude gibt es Büros. Als sich Moustache für die Büroräumlichkeiten beworben hat, um eine neue Sauna dort einzurichten, hiess es, dass sie nicht dem gewünschten Standard als Mieter entsprechen und so erhielten sie eine Absage.

Danach ging die Suche nach einer neuen Location weiter: Auf dem ehemaligen Kochareal bot sich eine weitere Möglichkeit um Räumlichkeiten anzumieten. Neben der Sauna mit einer rund 200 Quadratmeter grossen Dachterrasse, wäre eine Rooftop Bar geplant gewesen, und über Mittag hätte man für die umliegenden Büros sogar Mittagessen in Form eines Mittagstisch angeboten. Von der Verwaltung war bereits alles abgesegnet, doch es fehlte noch die Genehmigung der Stadt.

Zürich hat auf diesem Areal ein Mitspracherecht um eine gute Durchmischung im Quartier zu ermöglichen. Überraschenderweise legte die Stadt ihr Veto ein. Auch nach zwei Rekursen beharrte Zürich weiter auf ihrer Position und verweigerte dem Moustache den Mietvertrag. Als Begründung nannte die Stadt, dass die Sauna und die geplante Bar zu wenig quartierbezogen seien. Ein Affront, wenn man bedenkt, dass die Moustache Sauna bereits seit 43 Jahren im Zürcher Kreis 4 existiert.

Robert und die WSW-Consulting AG liessen nichts unversucht um doch noch eine geeignete Lokalität zu finden. Gegenüber der Europaallee waren Räumlichkeiten ausgeschrieben, und obwohl sich in der unmittelbaren Umgebung nur Büros, unter anderem von Versicherungen, und ein Kindergarten befinden, wollte man kein Lokal, welches "in der Nacht Lärm verursache". Es gibt dort aber weit und breit keine Wohnungen. Dass sich zuvor in diesen Räumen zudem eine Tanzschule befand, welche jeweils auch Partys in der Nacht veranstaltet hat, war offenbar kein Problem.

Nichts wurde unversucht gelassen um doch noch eine geeignete Lösung zu finden: Selbst bei der Credit Suisse habe man angefragt, so Robert, ob man die obersten, frei gewordenen Etagen des ehemaligen Swissôtel in Oerlikon als Lokal mieten könne, doch Penthouse-Wohnungen spülen diesbezüglich mehr Geld in die Kassen, weshalb es auch hier eine Absage gab. Bei anderen Lokalen lag der Quadratmeterpreis bei 900 Schweizer Franken, was schlicht nicht finanzierbar gewesen wäre, oder sie lagen beispielsweise in Rümlang oder in Wallisellen, was auch seine Schwierigkeiten mit sich gebracht hätte.

Die Hoffnung, doch noch eine neue Lokalität zu finden, hat Robert inzwischen fast aufgegeben. Doch wie sagt man so schön: Die Hoffnung stirbt bekanntermassen zuletzt. Man bleibe immer offen, wenn man durch Zufall, oder auch durch aktive Hilfe geeignete Räumlichkeiten finden würde, werde man diese sicher prüfen. Er kenne viele, die sogar Spenden würden, damit es mit Moustache weitergehen kann, doch ohne Lokal sei auch dieses Engagement vorerst zwecklos. Vor allem die langjährigen Mitarbeitenden tun ihm Leid, erklärte er weiter, doch man sei daran wenigstens für sie eine gute Lösung zu finden.