HISTORY: Hadrianswall wurde zum LGBTI+ Wahrzeichen ernannt

HISTORY: Hadrianswall wurde zum LGBTI+ Wahrzeichen ernannt
English Heritage hat den Hadrianswall, UNESCO-Weltkulturerbe und eines der prominentesten Relikte des römischen Reichs in Grossbritannien, zu einem Wahrzeichen queerer Geschichte ernannt. Dabei nehmen sie Bezug auf die bestens dokumentierten, gleichgeschlechtlichen Beziehungen des Auftrags- und Namensgebers, Kaiser Hadrian. Zusammen mit seinem jung verstorbenen Geliebten werden sie als das wohl berühmteste gleichgeschlechtliche Paar des römischen Reichs bezeichnet.

In gerade einmal rund sechs Jahren erbaut, erstreckte sich der Festungswall auf einer Länge von 117.5 Kilometern über die gesamte Breite des heutigen Nordenglands. Dabei war der sogenannte Hadrianswall wohl weniger zur Abwehr gedacht, ausser vielleicht von kleineren Überfällen, als vielmehr dazu um Personen- und Handelsströme zu überwachen. So konnten beispielsweise Zölle an den offiziellen Durchgängen erhoben werden, und auch die Migration von Völkern und Stämmen aus dem Norden konnte besser kontrolliert werden.

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Benannt wurde die Befestigungsanlage nach dessen Auftraggeber, Kaiser Hadrian, welcher das römische Reich ab 117 n. Chr. bis zu seinem Tod 138 reagiert hat. Das Privatleben des Herrschers ist dabei bestens dokumentiert, so auch seine zahlreichen Liebschaften zu anderen Männern. Diese historisch belegte Tatsache führte dazu, dass English Heritage nun den Hadrianswall zu einem Wahrzeichen queerer Geschichte ernannt hat. Bereits vor längerer Zeit ist das rund 1900 Jahre alte Bauwerk zudem als UNESCO-Weltkulturerbe eingestuft worden.

Während Kaiser Hadrian mit seiner Frau Sabina verheiratet war, pflegte er auch zahlreiche Liebschaften zu Männern. Dabei ist vor allem seine Beziehung zu Antinoos, einem jungen Griechen, bestens dokumentiert. Oft werden die Beiden als das berühmteste gleichgeschlechtliche Paar des römischen Imperiums bezeichnet. Er begleitete Hadrian jeweils auf Reisen durch dessen enormes Reich. Doch diese Beziehung währte nicht lange, denn im Alter von nur gerade mal 20 Jahren ertrank Antinoos im Jahr 130 im Nil. Er war damals mit Kaiser Hadrian und dessen Frau nach Ägypten gereist.

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Um den frühen Tod von Antinoos ranken sich viele Legenden: Manche Historiker:innen sprechen von einem Unfall, andere wiederum von Freitod. So soll sich Antinoos quasi geopfert haben, um damit dem Kaiser mehr Lebenszeit zu verschaffen. Wieder andere Quellen sehen auch Anzeichen für eine Intrige am Hof des Kaisers. Demnach soll auch Hadrians Frau Sabina nicht sonderlich betrübt gewesen sein über den Tod des jungen Nebenbuhlers.

Der Kaiser war aufgrund des Todes seines Liebhabers zutiefst erschüttert. Er verfiel während Jahren in einer tiefen Trauer. Seinem Geliebten verlieh er den Rang eines Gottes und liess im ganzen Reich Tempel für ihn errichten. Er benannte Sterne und Blumen nach ihm, später organisierte er ihm zu Ehren auch Sportwettkämpfe und andere Feste. In seinem Palast liess er zudem überall Statuen aufstellen, welche Ähnlichkeiten mit Antinoos hatten und ihn teilweise auch als Gott Osiris darstellten. Auch die Stadt Antinopolis, rund 300 Kilometer südlich von Kairo, benannte Hadrian nach ihm.

English Heritage ist eine Wohltätigkeitsorganisation, welche über 400 historische Kulturdenkmäler im ganzen Land verwaltet. Im Brief der Organisation an seine Mitglieder schrieb English Heritage nun, dass man den Hadrianswall nur verstehen könne, wenn man auch den römischen Kaiser verstehe, der ihn gebaut habe - seine Karriere, sein Leben und die Zeit, in der er lebte. Daher sei der Hadrianswall auch als Wahrzeichen der queeren Geschichte zu sehen. Weiter nannte die Organisation auch Chiswick House, Eltham Palace, Farleigh Hungerford Castle, Rievaulx Abbay und Walmer Castle als wichtige Orte der LGBTI+ Geschichte Englands.