Fonds Respect: monsters by Valerie Reding

Fonds Respect: monsters by Valerie Reding
Missbrauch in zwischenmenschlichen Beziehungen ist in unserer Gesellschaft weit verbreitet, doch leider wird dieses Thema viel zu oft aktiv unter den Teppich gekehrt. Hier setzt Valerie Reding mit dem Projekt monsters an, welches vom 6. bis 8. Dezember im Tanzhaus Zürich zu sehen ist. Valerie hat gay.ch mehr über monsters erzählt, welches vom Fonds Respect finanziell unterstützt wurde.

Nach der ersten Präsentation im Kunstraum Toxi kehrt monsters von Valerie Reding nochmals auf die grosse Bühne zurück, und zwar vom 6. bis zum 8. Dezember im Tanzhaus in Zürich. Tanz, Performance, Musik, Fotografie, Malerei und Text wurden dabei miteinander verbunden um mit Kreativität, Sensibilität, Mut und Humor einen Raum zu schaffen, in dem das Tabuthema Missbrauch in zwischenmenschenlichen Beziehungen aufgebrochen werden kann. Der Fonds Respect, der LGBT+ Fonds von LOS, TGNS & Pink Cross, hat das Projekt dazu finanziell unterstützt.

Valerie Reding hat gay.ch ein paar Fragen beantwortet, darunter auch in Bezug auf die Unterstützung durch den Fonds Respect:

gay.ch: Könntest Du Dich kurz vorstellen?
Mein Name ist Valerie Reding und ich lebe und arbeite in Zürich als Performer:in und transdisziplinäre Künstler:in. Nach meiner Ausbildung in Ballett und Modern Dance in Luxemburg studierte ich Architektur und Medienkunst in Zürich, Wien und San Francisco, arbeitete international als Make-up Artist und kreierte mein Drag-Alter-Ego VulVenim - ein:e verführerische:r Gestaltwandler:in. Heute verbinde ich all diese Erfahrungen in meiner eklektischen künstlerischen Praxis, die Bewegung, Performance, Fotografie, Video, Text und Installation miteinander verknüpft. Zudem bin ich die kreative Leiterin von Wet Dreamz - einem queer-feministischen sex-positiven Party mit verschiedenen künstlerischen Interventionen, die alle Körper und Identitäten feiert. Fasziniert von den komplexen Verflechtungen von Körper, menschlicher Psychologie, zwischenmenschlichen Beziehungen und den Machtsystemen, die unsere Gesellschaften und Identitäten durchdringen, interessiere ich mich für das Potenzial von Verletzlichkeit, Autofiktion, Transformation, "camp" und Humor, um an Fragen rund um Subjektivität und Relationalität zu arbeiten. Meine Arbeiten wurden international gezeigt, zum Beispiel an Festivals, Theatern und Galerien wie La Bâtie (Genf), zürich moves!, Tanzhaus Zürich und Last Tango (Zürich), The Queer Biennial II und Commonwealth & Council (Los Angeles), Counterpulse (San Francisco), Istituto Svizzero (Mailand), CWB (Paris), Le 140 (Brüssel), Kulturfabrik (Luxemburg) und CUNTemporary (London). 2020 wurde ich mit dem Kulturpreis der Stadt Zürich ausgezeichnet und mein aktuelles Projekt "monsters" wurde von der Oeuvre Nationale de Secours Grande-Duchesse Charlotte und dem Kulturministerium in Luxemburg prämiert. Aktuell bin ich Kompliz:in am Tanzhaus Zürich.

Was kannst Du uns über das monsters erzählen?
Obwohl Missbrauch in all seinen Formen in zwischenmenschlichen Beziehungen (psychologisch, emotional, physisch oder sexuell) in unserer Gesellschaft weit verbreitet ist und ein Großteil der Schweizer:innen direkt oder indirekt davon betroffen sind, handelt es sich nach wie vor um ein Tabuthema, das mit tiefgründigen Schamgefühlen, Unwissen und falschen Stereotypen belastet ist. Mit dem künstlerischen Projekt "monsters", das Tanz, Performance, Musik, Fotografie, Malerei und Text miteinander verbindet, möchte ich dieses Tabu brechen und mit Kreativität, Sensibilität, Mut und Humor einen offenen Raum schaffen, um die inspirierenden Geschichten derjenigen zu teilen, die Missbrauch in zwischenmenschlichen Beziehungen (üb-)erlebt haben. "monsters" bietet nicht nur dem Publikum sondern auch den am Projekt beteiligten Personen eine berührende und ermächtigende Erfahrung, die Widerstand, Solidarität, Liebe und die befreiende Kraft der eigenen Stimme zelebriert.

Wie bist Du auf die Idee für monsters gekommen?
Nachdem ich selbst von 2020 bis 2021 in einer psychologisch und emotional missbräuchlichen Beziehung war, hat sich mein Leben drastisch verändert - nicht nur durch die direkten negativen Auswirkungen dieser traumatischen Erfahrung auf meinen Körper, meine Psyche, meine Arbeit und meine Beziehungen, sondern auch durch die Reaktionen der Gesellschaft und meines Umfeldes auf das Thema Missbrauch. Leider ist es immer noch eine Tatsache, dass Missbrauchsfälle oft aktiv unter den Teppich gekehrt werden oder aus Scham versteckt bleiben, da Missbrauchsüberlebende in unserer Gesellschaft oft pathologisiert und dämonisiert werden, wobei die Menschen, die Missbrauch ausgeübt haben, oft durch ihre Machtpositionen oder Privilegien geschützt und nicht zur Verantwortung gezogen werden.

Was ist dein Ziel mit monsters?
Aufgrund meiner persönlichen Erfahrung und Gesprächen mit vielen Betroffenen wurde mir klar, dass ich etwas an dieser Situation ändern will: Ich möchte zum Thema Missbrauch sensibilisieren und gleichzeitig die Stärke der Menschen feiern, die eine Missbrauchserfahrung überlebt haben.

Wie hast Du die finanziellen Mittel eingesetzt, welche Dir der Fonds Respect zugesprochen hat?
Das Projekt "monsters" ist ein umfangreiches Projekt, das Performance, Fotografie, Malerei, Sound, Text und Rauminstallation mit einem umfangreichen Mediationsprogramm kombiniert. Während meine Rolle die künstlerische Leitung, das Kreieren der Fotografien und Kostüme, das Konzipieren der Rauminstallation und das Entwickeln meiner Performance war, durfte ich mit zahlreichen anderen Künstler*innen in diesem Projekt zusammenarbeiten, so zum Beispiel mit dem Performer Patricio Ruiz aus Buenos Aires, dem Lausanner Maler David Weishaar, dem Komponisten Tyler Holmes aus Los Angeles und dem Berliner Klangkünstler Lou Drago. Die finanziellen Mittel des Fonds Respect haben dazu beigetragen, diese Arbeitsleistungen zu entlohnen.

Können sich auch Privatpersonen bei monsters finanziell engagieren? Falls ja, wie?
Privatpersonen können unser Projekt sehr gerne mit Spenden an unseren Verein unterstützen und uns so dabei helfen, das Projekt weiterzutragen und noch mehr Menschen zu dem Thema Missbrauch zu sensibilisieren. Jede noch so kleine Spende hilft uns. Aktuell wird das Projekt durch unzählige Stunden ehrenamtlicher Arbeit getragen. Interessierte Menschen können sich gerne direkt an mich wenden.

Weitere Informationen zum Verein REDart von Valerie Reding findest Du hier:
Webseite - Instagram

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Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Hier findest Du Hilfe:

Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch

Weitere Information erhältst Du auch unter:
Du-bist-du.ch: Beratung und Information
Milchjugend: Übersicht über queere Jugendgruppen
Transgender Network Switzerland: Dachorganisation für trans Menschen
LOS: Lesbenorganisation Schweiz
Pink Cross: Dachorganisation schwuler und bisexueller Männer

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Der FONDS RESPECT
ist der LGBT+ Fonds von LOS, TGNS & Pink Cross. Er setzt sich ein für die gesellschaftspolitische Akzeptanz und Gleichstellung queerer Lebensformen und für die Stärkung von LGBT+ Menschen. Zu diesem Zweck unterstützt der FONDS RESPECT kulturelle, wissenschaftliche und zivilgesellschaftliche Projekte auf Antrag mit einem Beitrag.

Informationen, wer Unterstützung anfragen kann und welche Kriterien und Bedingungen zu erfüllen sind, sind unter fonds-respect.ch/foerderung zu finden.

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monsters_byL Junet.jpgBild: © L. Junet

Hauptbild: © Valerie Reding / Chanel Kah Yin Liang / Valerie Reding