Watch: LGBT-Filme erobern das Zurich Film Festival

Gleich mehrere Filme mit schwullesbischen und transgender Themen werden an der diesjährigen Ausgabe des Zurich Film Festivals gezeigt. Hier ein Überblick:

Girl - NL 2018
Für ihren Traum, Ballerina zu werden, trainiert Lara leidenschaftlich und nimmt geschundene Füsse achselzuckend in Kauf. Doch sie hat noch ganz andere Schwierigkeiten, die über den Leistungsdruck und pubertäre Unsicherheiten hinausgehen: Lara wurde als Junge geboren – verzweifelt sehnt sie sich nach einem weiblichen Körper. Von ihrem familiären Umfeld, allen voran ihrem fürsorglichen Vater, wird Laras Hormontherapie unterstützt. Dennoch verliert sie schon bald die Geduld: Die körperlichen Veränderungen gehen ihr zu langsam und die geplante, geschlechtsangleichende Operation ist noch viel zu weit weg. Angetrieben vom Wunsch, als Tänzerin herauszuragen und als Mädchen dazuzugehören, trainiert Lara immer verbissener – und überschreitet die eigenen Grenzen.

Il Padre d'Italia - Italien 2017
Nach der Trennung von seinem langjährigen Freund, sucht der introvertierte Mittdreissiger Paolo in einem Turiner Nachtclub Trost. Dort fällt ihm die freigeistige – und hochschwangere – Vagabundin Mia wortwörtlich in die Arme. Auf der Suche nach dem Vater ihres Kindes brechen die beiden ungleichen verlorenen Seelen auf zu einem Roadtrip Richtung Süditalien – eine Reise in ihre jeweilige Vergangenheit und in eine ungewisse Zukunft. Fabio Mollos emotionales, wunderschönes Zweitlingswerk setzt mit Isabella Ragonese und Luca Marinelli zwei der aufregendsten jungen italienischen Darsteller in Szene.


I Miss You When I See You - HK 2018

12 Jahre nachdem sie sich zum letzten Mal gesehen haben, lädt Jamie, der inzwischen mit seiner Partnerin zusammenlebt, seine heimliche Jugendliebe Kevin ein, ihn in Hongkong zu besuchen. Kevin, der im australischen Exil nicht glücklich geworden ist, beschliesst, diese Gelegenheit zu nutzen, um ein neues Leben in seiner Heimatstadt zu beginnen. Bald kommen längst vergessene Gefühle zwischen Jamie und Kevin wieder auf. Regisseur Simon Chung erzählt stimmungsvoll von Liebe und Einsamkeit vor dem Hintergrund der Tabuisierung von Homosexualität in der asiatischen Metropole.

Miguel - Israel 2018
So hatte Tom sich die erste Begegnung nicht vorgestellt: Als der junge, homosexuelle Modedesigner in Guatemala landet, um seinen Adoptivsohn mit nach Israel zu nehmen, erwartet ihn statt einer rührenden Umarmung der überaus trotzige, fünfjährige Miguel, der lieber weiterhin im Waisenhaus leben möchte. Ein schwerer Schlag für Tom, der sich mit der Adoption seinen Lebenstraum erfüllen will. Als Miguel sechzehn Jahre später auf der Suche nach seiner leiblichen Mutter in die südamerikanische Heimat reist, versucht Tom mit allen Mitteln zu verhindern, dass ein jahrelang gehütetes Geheimnis gelüftet wird.

Rafiki - Kenia uam. 2018
Mit Baseball-Cap und Skateboard in Nairobi unterwegs, entspricht die junge Kena kaum dem Frauenideal ihres konservativen Landes. Als sie die selbstbewusste Ziki kennenlernt, entwickelt sie den Mut, ihre wahre Identität auszuleben, und lässt zum ersten Mal ihre Gefühle für eine andere Frau zu. Doch als Töchter aus politisch gegenüberstehenden Familien und in einer Gesellschaft lebend, die Homosexualität nicht akzeptiert, stehen die lebenslustigen jungen Frauen vor einem schwierigen Weg. Im Heimatland Kenia verboten, erzählt RAFIKI von weiblicher Selbstbestimmung und der befreienden Kraft der Liebe.

RBG - USA 2018
Ruth Bader Ginsburg hat Amerika verändert. Die 1933 in eine jüdische New Yorker Immigrantenfamilie geborene Frau scheute sich schon als junge Anwältin nicht davor, für die Rechte von Frauen und Minderheiten einzustehen. Später wurde sie als zweite Frau der Geschichte zur Richterin am Obersten Gerichtshof der USA ernannt. Inzwischen ist die charismatische Gerechtigkeitskämpferin zu einer Ikone der Popkultur geworden und eine Heldin für die LGBT-Community. Anhand von Interviews und vielfältigem Archivmaterial schildert RBG das Leben einer aussergewöhnlichen Juristin, die wir jedoch auch privat als Frau, Mutter und Ehepartnerin kennenlernen.

Studio 54 - USA/UK 2018
„Wenn du diese abgedunkelten Türen durchschritten hast, warst du in einer anderen Welt.“ Das „Studio 54“ in der New Yorker West Side wurde schon mit seiner sagenumwobenen Eröffnungsnacht zu einer Legende. Im April 1977 von den genauso gross-träumerischen wie geschäftstüchtigen Freunden Ian Schrager und Steve Rubell gegründet, avancierte der Club schon bald zum Hotspot der High Society und stand für eine neue, hedonistische Partykultur. Für „Normalsterbliche“ erwies sich der Zutritt an überaus selektiven Türstehern vorbei allerdings als schwierig – was die Gerüchte über den geheimnisvollen Ort nur noch weiter befeuerte. Auch die Negativ-Schlagzeilen liessen nicht lange auf sich warten: Nur 33 Monate nach der Eröffnung stürmte die amerikanische Steuerbehörde den Club und Schrager und Rubell fanden sich wegen Steuerhinterziehung hinter Gittern wieder. 40 Jahre nach der Schliessung ist STUDIO 54 das pulsierende Porträt des wohl legendärsten Nachtclubs aller Zeiten.

Tell It To The Bees - UK 2018
Schottland, Mitte der 1950er Jahre: Nach ihrer gescheiterten Ehe muss Lydia plötzlich als alleinerziehende Mutter zurechtkommen. Abgesehen von ihrer finanziellen Notlage macht sich die Fabrikarbeiterin um ihren Sohn Charlie Sorgen, der in der Schule gemobbt wird. Eines Tages landet dieser bei der Ärztin und Bienenzüchterin Jean, die gerade erst in ihre schottische Heimatstadt zurückgekehrt ist und sich um seine Schrammen kümmert. Fasziniert von ihrer Bienenkolonie, findet Charlie in Jean eine Verbündete. Auch Lydia freundet sich mit der hilfsbereiten Ärztin an, die sie bald mit anderen Augen wahrnimmt. Die beiden Frauen kommen sich näher und es entsteht eine gegenseitige Zuneigung, die von ihren konservativen Mitbürgern nicht übersehen – und ebenso wenig toleriert wird. Packend und unglaublich berührend: Regisseurin Annabel Jankels feinfühliges Drama TELL IT TO THE BEES erzählt vom Mut, trotz gesellschaftlicher Ablehnung für die Liebe zu kämpfen.

The Favourite - Irland/UK/USA 2018
„Sometimes a lady likes to have some fun.“ England befindet sich im Krieg mit Frankreich, nichtsdestotrotz amüsiert man sich am königlichen Hof bestens und dekadent, sei es bei Enten-Wettrennen oder Ananas-Verkostungen. Während die gebrechliche und launische Königin Anne den Thron besetzt, regiert in Wahrheit ihre engste Vertraute, Lady Sarah, das Land. Als mit der aus einer aristokratischen Familie stammenden Abigail eines Tages eine neue, ungewöhnliche Dienerin eingestellt wird, gerät das Leben am Hof aus den Fugen. Denn zu Sarahs Entsetzen schleimt sich Abilgail schon bald bei der Königin ein. Und Abigail hat ein klares Ziel: Sie will wieder eine echte Dame sein, und keine Frau, kein Mann, keine Politik und kein Hase wird ihr dabei im Weg stehen … In seinem unverkennbar skurrilen Stil setzt der griechische Starregisseur Yorgos Lanthimos einen ausufernden Machtkampf elegant in Szene.

The Miseducation Of Cameron Post - USA/UK 2018
Dass die Teenagerin Cameron ihren Freund nicht liebt und sich heimlich mit einem Mädchen trifft, darf im religiösen Umfeld der ländlichen USA niemand erfahren. Im intimsten Moment werden die zwei jedoch erwischt und Cameron wird alsbald in ein Internat geschickt. Während die Jugendlichen in „God’s Promise“ mit dubiosen Therapiemethoden und Jesus-Musik den Weg zu Gott und zur Heterosexualität finden sollen, findet Cameron zum ersten Mal Freunde, vor denen sie sich nicht verstellen muss. Eins wird klar: Dies ist nicht der richtige Ort für sie. Der US-Indie von Desiree Akhavan gewann den Hauptpreis am Sundance Film Festival.<