SEXUALITÄT: Minimiert eine Beschneidung tatsächlich das Risiko einer HIV-Infektion?

SEXUALITÄT: Minimiert eine Beschneidung tatsächlich das Risiko einer HIV-Infektion?
Viele Studien stellten bislang eine Verbindung zwischen der Beschneidung und einem verringerten Risiko für eine HIV-Infektion her. Eine neue Studie aus Kanada, die erste aus einem westlichen Land, kommt nun aber zu einem anderen Schluss.

Kanadische Forschende der Universität Toronto sind in einer äusserst breit angelegten Studie der Frage nachgegangen, ob die Beschneidung eines Penis tatsächlich das Risiko für eine HIV-Infektion verringern kann. Da bisherige Studien diesbezüglich praktisch ausschliesslich in Afrika gemacht wurden, wo HIV am weitesten verbreitet ist, wollten die Wissenschaftler:innen nun erstmals eine solche Untersuchung in einem westlichen Land durchführen.

Ihre Resultate haben sie nun unter dem Titel Circumcision and Risk of HIV Among Males from Ontario, Canada im The Journal of Urology veröffentlicht. Während die früheren Studien aus Afrika jeweils feststellten, dass die Beschneidung bei Männern tatsächlich zu einem geringerem Infektionsrisiko für sexuell übertragbare Krankheiten, darunter HIV, führten, so sahen die kanadischen Forschenden bei kanadischen Probanden nun keine Hinweise dafür.

So schreiben die Wissenschaftler:innen, dass die Beschneidung von Männern in der Provinz Ontario in Kanada, nicht mit dem Risiko für eine HIV-Infektion verbunden ist. Damit seien die Resultate der Studie mit den medizinischen Richtlinien übereinstimmend, welche die Safer-Sex-Massnahmen und die Aufklärung als Prävention für HIV einer Beschneidung von Männern vorziehen, wenn es darum gehe, das Risiko für eine HIV-Neuinfektion zu reduzieren.

Für die Studie wurden insgesamt nahezu 570‘000 Männer aus der kanadischen Provinz Ontario hinzugezogen. Dabei zeigte sich, dass sich von den 203‘588 beschnittenen Männer 0.0002505 Prozent mit dem HI-Virus infizierten. Bei den 366‘362 Männern, welche nicht beschnitten waren, lag dieser Anteil 0.0002484 Prozent. Bei der Primäranalyse der Daten habe man keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen in Bezug auf das Risiko einer HIV-Infektion festgestellt, erklären die Forschenden. Auch bei keiner der durchgeführten Empfindlichkeitsanalysen habe man einen Zusammenhang zwischen der Beschneidung und dem Risiko für eine HIV Infektion herstellen können, kommen sie zum Schluss.

In Afrika versuchen ganze Staaten mit Kampagnen zur Beschneidung von männlichen Babys die HIV-Neuinfektionen in den Griff zu bekommen. So etwa im Südsudan, wo man mit der Beschneidung von 1.5 Millionen Männern die HIV-Epidemie an der Ausbreitung hindern will. Laut dem amerikanischen Center for Disease Control soll diese Form der HIV-Prävention vor allem beim heterosexuellen Geschlechtsverkehr schützen. So könne die Beschneidung das Risiko einer Infektion beim Mann während dem Sex mit einer HIV-positiven Frau um bis zu 50 bis 60 Prozent senken.