ÄGYPTEN: Polizei nutzt Grindr um Jagd auf Gays zu machen

ÄGYPTEN: Polizei nutzt Grindr um Jagd auf Gays zu machen
Erneut mehren sich die Anzeichen, wonach Ägyptens Polizei wieder verstärkt Jagd auf Schwule macht. Dabei nutzen sie offenbar erneut Grindr, Facebook und WhatsApp um die Männer in einen Hinterhalt zu locken. Einmal verhaftet werden sie auf übelste Weise gefoltert und misshandelt.

Man wolle die Strassen von Schwuchteln reinigen, soll die Polizei gegenüber einem der Verhafteten erklärt haben. Dieser wurde nun mit 14 weiteren Personen von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch interviewt. Ihre Geschichten über die Verhaftungen, die Folter und Misshandlungen sind schockierend, und passieren praktisch unbemerkt und ohne Reaktion der Weltöffentlichkeit.

Das Erlebte der 15 befragten Opfer von Polizeigewalt klingt jeweils ähnlich. So erzählt ein Mann, dass er mit einem anderen Mann über Grindr gechattet hat. Als er den Mann treffen wollte, sei er verhaftet worden und habe darauf feststellen müssen, dass sein Gegenüber im Chat ein Polizist war. Obwohl sie nur geschrieben haben, wurde der Mann auf dem Polizeiposten so lange misshandelt, bis er ein Dokument unterschrieb, in welchem er erklärt, dass er sich einem "ausschweifenden Lebensstil" schuldig gemacht habe.

Ein anderes Opfer erzählte, dass er bei einer früheren Verhaftung derart misshandelt und vergewaltigt wurde, dass er nun körperlich beeinträchtig sei. Als er nun kürzlich erneut von der Polizei kontrolliert wurde und er ihnen seinen Behindertenausweis zeigen wollte, habe der Beamte ihm gesagt, er soll sich diesen in den Hintern stecken. Was er erst als Witz abgetan hat, wurde aber bitterer ernst: Der Polizist befahl einem anderen Polizisten genau dies zu machen. Noch ein anderes Opfer wurde an Händen und Füssen gefesselt und musste drei Tage lang aufrechtstehen. Es wurde ihm dabei nicht mal erlaubt auf die Toiletten zu gehen.

Diese Torturen dauerten oft Tage, manchmal sogar monatelang. Neben Schlägen, Vergewaltigungen und sexuellen Misshandlungen wurden bei den Verhafteten oftmals auch Analuntersuchungen durchgeführt. Diese als Folter verurteilten Praktiken sollen dazu dienen, um zu beweisen, ob jemand Analsex hatte. Auch nach der Haft ist es für die Opfer meist nicht vorbei, den sobald deren Familien von den angeblichen Anschuldigungen erfahren, geht es für sie weiter. So erklärte ein Mann, dass sich seine Familie von ihm abgewandt habe, und dass sein Bruder sogar drohte, ihn umzubringen. Er habe sich daher nicht mal mehr auf die Strasse getraut.

Wie Human Rights Watch berichtet, sei Ägypten bei einigen internationalen Abkommen mit dabei, welche genau diese Praktiken verbieten, so etwa der International Covenant on Civil and Political Rights oder der African Charter on Human and People’s Rights. Diese würden es des weiteren auch verbieten, einvernehmliche, sexuelle Beziehungen zu ahnden. Auch handeln die Polizisten gegen die Verfassung Ägyptens, welche unter anderem die Kontrollen ohne Durchsuchungsbefehl verbieten, einem das Recht zu Schweigen zusprechen oder einem einen Anwalt zugestehen, wenn man befragt wird. Folter und das Erzwingen von Geständnissen mittels Misshandlungen sind ohnehin strengstens verboten.