ÄGYPTEN: Bereits mindestens 57 Verhaftungen – und kein Ende in Sicht

ÄGYPTEN: Bereits mindestens 57 Verhaftungen – und kein Ende in Sicht
Die Verhaftungswelle gegen LGBTs nimmt kein Ende: In den vergangenen Tagen seit dem umstrittenen Konzert von Mashrou' Leila sind in Ägypten rund um die Hauptstadt Kairo bereits mindestens 57 Menschen festgenommen worden. Neun der Verhafteten wurden auch bereits zu Gefängnisstrafen von bis zu sechs Jahren verurteilt.

Der Auslöser der jüngsten Verhaftungswelle waren Regenbogenfahnen, welche während dem Konzert von Mashrou' Leila in Kairo im Publikum gezeigt wurden. Die Gruppe ist die wohl bekannteste Indie-Rock-Band im arabischsprachigen Raum und deren Frontmann hat sich bereits vor einiger Zeit als schwul geoutet. Entsprechend greifen sie auch immer wieder LGBT-Themen auf in ihrer Musik und machen sich öffentlich für deren Anliegen stark. Seit dem Konzert in Kairo greift die ägyptische Regierung und die Polizei nun aber hart durch und macht förmlich jagt auch LGBTs oder deren Supporter. Sie greifen auf Soziale Medien oder Dating Apps zurück, organisieren einen Hinterhalt, führen Razzien durch oder greifen Leute auf der Strasse auf. Die Verhafteten werden oftmals misshandelt und erpresst, bis sie weitere Freunde und Bekannte nennen, welche dann ebenfalls verhaftet werden.

Mittlerweile ist es bereits zu mindestens 57 Verhaftungen gekommen – und es ist kein Ende in Sicht. Neun der Verhafteten wurden bislang verurteilt und mit bis zu sechs Jahren Haft bestraft. Da Homosexualität an sich nicht strafbar ist, wird ihnen meistens widernatürliches und unmoralisches Verhalten vorgeworfen. 35 Personen sind angeklagt und warten noch auf ihren Prozess. Zwei weitere Personen, Sarah Hegazy und Ahmed Alaa, wurden zudem während 15 Tagen festgehalten. Sie sind beide hetero, unterstützten aber laut ihrem Anwalt die Rechte von Schwulen, Lesben und Transgender. Von mindestens elf Personen fehlt zudem jede Spur – über ihr Schicksal ist nichts bekannt. Viele LGBTs in Ägypten sind mittlerweile aus Kairo geflüchtet oder haben sogar das Land vorübergehend verlassen, um nicht verhaftet zu werden.

Mashrou' Leila haben sich inzwischen auch öffentlich zu Wort gemeldet, und sie verurteilen das Vorgehen der ägyptischen Behörden aufs schärfste. Sie fordern die internationale Gemeinschaft auf, den Druck auf das Regime in Kairo zu erhöhen, dass die Verhaftungen und das brutale Vorgehen gegen die LGBT-Community und ihre Unterstützer endlich aufhöre. Mashrou' Leila wurden nach ihrem Konzert in Kairo mit einem Auftrittsverbot für ganz Ägypten belegt.