ÄGYPTEN: Neue Aktionen gegen Schwule – bereits 23 Verhaftungen

ÄGYPTEN: Neue Aktionen gegen Schwule – bereits 23 Verhaftungen
Die Konsequenzen nach dem Konzert von Mashrou' Leila, als eine Regenbogenfahne im Publikum zu sehen war, spürt die Gay Community in Ägypten noch immer: Die Polizei hat neue Aktionen gestartet und innerhalb von 24 Stunden mindestens 13 weitere Personen verhaftet.

Am Konzert der libanesischen Indie-Rockband Mashrou' Leila vor einer Woche in Kairo wurden im Publikum Regenbogenfahnen gezeigt, dies nicht zuletzt als Zeichen der Unterstützung des offen schwulen Leadsängers der Band. Mashrou' Leila gelten als eine der erfolgreichsten Rockbands im arabischen Sprachraum. Doch die Polizei griff ob dieser Flaggen hart durch und bereits nach dem Konzert wurden sieben Besucher verhaftet. Doch die Konsequenzen dieses Vorfalls spürt die Gay Community im Land nach wie vor. Die Polizei hat neue Aktionen gegen schwule Männer vollzogen und innerhalb von nur 24 Stunden weitere mindestens 13 Personen verhaftet. Am Tag danach sind nochmals drei weitere dazugekommen. Dies macht ein Total von bereits 23 Personen innerhalb einer Woche. Die Polizei reagierte dabei nicht zuletzt auch auf den öffentlichen Druck, denn sowohl die Politik, wie auch die Medien forderten nach dem Konzert ein hartes Vorgehen gegen die Community.

Laut Augenzeugenberichten sollen mehrere Personen im Stadtteil Ramsis verhaftet worden sei. Die Polizei ging dabei nicht eben zimperlich vor und nutzte offenbar auch physische Gewalt. Die Behörden würden danach bei den Verhafteten auf Smartphones und Soziale Medien zugreifen um noch mehr Verdächtige zu finden und verhaften zu können. Viele Schwule haben seither die Stadt oder gar Ägypten verlassen, da sie um ihre Sicherheit fürchten. LGBT-Organisationen vor Ort raten allen Schwulen, dass sie ihre Konten bei den Dating Apps und den Sozialen Medien löschen, oder zumindest all jene Posts oder Inhalte, welche sie outen könnten. So soll etwa die Facebook App gelöscht werden und nur im Notfall über den Browser aufgerufen werden. Zudem raten die Organisationen auch, auf Dates mit Unbekannten zu verzichten, da es sich dabei um eine Falle von der Polizei handeln könne. Sämtliche privaten Fotos sollen auf den Smartphones gelöscht werden. Des Weiteren rufen sie die Gays dazu auf, eine ganze Reihe an Orten in Kairo zu meiden, da dort Verhaftungen vorgenommen wurden, so etwa die Ramsis Strasse beim Ägyptischen Museum, die Makram Abeed Strasse bei der Nasr Avenue oder der Midan Ramsis Garden, sowie das öffentliche Bad in Midan Abdel Monhem Riyad. Falls man trotzdem verhaftet werde, solle man alle Anschuldigungen abstreiten, und nur sagen, dass dies nie passiert sei, dass man es nicht wisse oder dass dies einem nicht gehöre.

Es ist seit längerem bekannt, dass die ägyptische Polizei die Sozialen Medien oder auch Dating Apps durchsucht um schwule und bisexuelle Männer zu finden und zu verhaften. Durch die Ortung, welche solche Apps teilweise kennen, und durch die Profilfotos wird teilweise auf den Strassen nach den Personen gesucht, oder sie werden gar in einen Hinterhalt gelockt. Des Öfteren finden zudem auch Razzien in öffentlichen Bädern oder Saunen statt.