ASERBAIDSCHAN: LGBTI+ Aktivist:innen von Mordprozess ausgeschlossen
Achtung: Der folgende Bericht enthält Details über LGBTI+ feindliche Gewalt.
Obwohl er sich mit seinem Coming out massiver Gefahr ausgesetzt hat, kämpfte der bekannte Journalist Avaz Hafizli unermüdlich für die Rechte der LGBTI+ Community. Er kritisierte die Regierung ebenso wie die fehlenden Gesetze zum Schutz queerer Menschen. Um auf diese Anliegen aufmerksam zu machen, kettete er sich auch schon medienwirksam an das Tor des Obersten Staatsanwalts, um auf diese Weise zu protestieren.
Im Februar diesen Jahres wurde Hafizli auf brutalste Weise ermordet. Er wurde enthauptet und mit abgetrennten Genitalien aufgefunden. Bald war bekannt, wer als möglicher Täter in Frage kommt: Sein eigener Cousin Amrulla Gulaliyev hat darauf die Tat gestanden.
Bereits seit dem 20. Juni läuft in Aserbaidschan der Prozess. LGBTI+ Aktivist:innen, Unterstützer von Avaz Hafizli und Medienvertreter wandten sich nun an die Öffentlichkeit um die Umstände des Prozess zu kritisieren und um internationalen Druck gegen das Land aufzubauen.
Obwohl der Prozess nämlich öffentlich ist, wurde ihnen der Zutritt zum Gebäude des Gerichts für schwere Verbrechen in der Hauptstadt Baku immer wieder verweigert. Am 18. Juli sei beispielsweise nur vier oder fünf Zuschauern Einlass gewährt worden, obwohl der Saal eigentlich bis zum letzten Platz gefüllt werden dürfte.
Mittlerweile haben sie eine Petition lanciert, mit welcher sie fordern, das Bürger:innen zum Gerichtsprozess zugelassen werden, und dass die Anklage gegen den mutmasslichen Mörder Amrulla Gulaliyev auf Mord mit besonderer Grausamkeit erhöht wird. Zudem fordern sie, dass auch gegen Bloggerin Sevinj Huseynova ein Strafverfahren eröffnet wird, da sie offen zum Mord an trans Personen aufgerufen hat. Und weiter soll auch gegen die Behörden ermittelt werden, welche sich trotz mehrfachem Bitten von Avaz Hafizli geweigert haben, für seine Sicherheit zu sorgen.
Die Petition wurde an Staatspräsident Ilham Aliyev, ans Justizministerium und an die Generalstaatsanwaltschaft gesandt. Ob sich damit an der Menschenrechtslage und an der Situation für queere Menschen etwas ändern wird, ist mehr als fraglich.
Aserbaidschan wird immer wieder für seine Menschenrechtsverletzungen, insbesondere auch gegenüber queeren Menschen kritisiert. In der ILGA Europe Rainbow Map rangiert das Land seit Jahren auf dem letzten Platz was die Rechte für LGBTI+ betrifft.