ASERBAIDSCHAN: Bekannter Journalist und LGBTI+ Aktivist ermordet

ASERBAIDSCHAN: Bekannter Journalist und LGBTI+ Aktivist ermordet
Say his name - Tell his story: Mit diesem Aufruf erinnern zahlreiche internationale LGBTI+ Organisationen an das Leben von Avaz Hafizli. Der Journalist und Queer Aktivist aus Aserbaidschan wurde am Dienstag ermordet. Die Tat soll LGBTI+ feindlich motiviert gewesen und offenbar sogar von einem Familienmitglied verübt worden sein.

Avaz Hafizli arbeitete für das Online-Newsportal Kanal 13, daneben war er bekannt für seinen unermüdlichen Einsatz für die LGBTI+ Community. Dabei schreckte der 24-Jährige auch vor medienwirksamen Aktionen nicht zurück um auf seine Anliegen aufmerksam zu machen. So kettete er sich im vergangenen September an das Tor der Generalstaatsanwaltschaft um gegen die Untätigkeit der Regierung in Bezug auf die LGBTI+ feindliche Hetze der Instagrammerin Sevinj Huseynova zu protestieren.

Huseynova soll offen zu Gewalt gegen queere Menschen aufgerufen haben, doch die Behörden haben nicht reagiert. Auch Hafizli wurde von ihr angefeindet, was dazu führte, dass sich seine Familie von ihm abwandte. Darauf hat er gar einen Selbstmordversuch unternommen.

Dass er selber in Gefahr war, ausgehend von der eigenen Familie, war Avaz Hafizli durchaus bewusst. So erklärte er im vergangenen Dezember in einem Interview, dass er seine Familie sehr vermisse, doch er könne sie derzeit aufgrund von Sicherheitsbedenken nicht sehen.

Diese Befürchtungen waren leider nicht aus der Luft gegriffen, wie es sich nun zeigte. Hafizli wurde am Dienstagnachmittag umgebracht und als mutmasslicher Täter wurde sein Cousin, der 24-jährige Amrulla Gulaliyev verhaftet, wie es von der Generalstaatsanwaltschaft heisst.

Laut ersten Befragungen soll Gulaliyev angegeben haben, dass er zum Tatzeitpunkt betrunken war. Er erklärte den Mord zudem mit einem persönlichen Streit zwischen ihm und Avaz Hafizli.

Wie der freiberufliche Journalist Teymur Karimov erklärte, sei die Polizei bereits vor Ort gewesen, als er am Tatort ankam. Hafizli sei vor dem Haus enthauptet worden. Die Polizei habe sich geweigert, die Leiche anzufassen, und so seien es schliesslich Freunde und Journalisten gewesen, welche Hafizlis Körper in die Leichenhalle des Bezirkskrankenhaus gebracht haben. Gegen diese Vorwürfe wiederum wehrte sich das Innenministerium: Diese Behauptungen über die Polizei vor Ort seien haltlos. Hafizlis wurde bereits am Mittwoch beerdigt.

Die Situation für LGBTI+ hat sich in Aserbaidschan massiv verschlechtert. Es gibt Berichte, wonach die Polizei auf der Strasse willkürlich Verhaftungen von Personen, welche „queer aussehen", vornimmt. Dazu sollen auch Profilfotos von Social Media-Profilen, sowie von Apps wie Grindr verwendet werden um LGBTI+ ausfindig zu machen. Laut ILGA Europe befindet sich Aserbaidschan auf dem 49. und letzten Platz des Rainbow Index in Europa.

Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch.