EUROPA: Welches sind die LGBTI+ freundlichsten Länder 2021?
Seit 2009 erstellt ILGA Europe jeweils die Rainbow Map, für welche die Situation von queeren Menschen in den 49 Ländern des Kontinents untersucht werden. Dazu hat die Organisation in diesem Jahr 71 verschiedene Beurteilungskriterien bestimmt, welche in insgesamt sechs Bereiche unterteilt werden: Gleichstellung und Nicht-Diskriminierung, Familie, Hassverbrechen und Hassrede, rechtliche Anerkennung des Geschlechts und körperliche Unversehrtheit, zivilgesellschaftliche Orte und Asylwesen. Als neue Kriterien kamen in diesem Jahr die Anerkennung von nicht-binären Personen, sowie die Haltung gegenüber der Transition bei Minderjährigen hinzu.
Wie ILGA Europe schreibt, wird das vergangene Jahr in die Geschichte des Rankings eingehen, da es quasi zu einem Stillstand kam. So gab es praktisch keine positiven Entwicklungen zu verzeichnen. Dies führte dazu, dass Länder wie Albanien, Finland und Portugal ihre Plätze schon mit minimalen Gesetzesänderungen verbessern konnten. Keines der 49 untersuchten Länder hat Verbesserungen in Bezug auf Regenbogenfamilien eingeführt, und ausser Island gab es auch in keinem Land eine rechtliche Verbesserung für trans und inter Menschen. Positiv bewertet ILGA Europe einzig Entwicklungen in Bosnien-Herzegowina und Nord-Mazedonien, wo sich in Bezug auf die Versammlungsfreiheit die Sicherheit für LGBTI+ Anlässe leicht verbessert hat.
Stillstand herrschte in zahlreichen Ländern, so Katrin Hugendubel von ILGA Europe, in welchen der politische Prozess in Bezug auf LGBTI+ Rechte in den vergangenen 12 Monaten auf Eis gelegt wurde. So etwa in Dänemark, Finland, Frankreich, Grossbritannien, Italien, Kosovo, Litauen, Moldawien, Montenegro, Niederlande, Schweden, Tschechien und Zypern. In Bezug auf die Anerkennung des Geschlechts habe sich die Situation in Georgien, Nordirland, Serbien und Spanien gar verschlechtert. Es wäre nun ein leichtes dies alles auf Covid zu schieben, da sich alle auf die Pandemie fokussierten, so Hugendubel, doch die Realität sei viel komplexer. In zahlreichen Staaten sei der Prozess vielmehr daher gestoppt worden, da die Ansichten in Bezug auf die Anliegen von LGBTI+ immer mehr polarisierten, da viele gewählte Politiker sich nicht mehr für queere Menschen und ihre Rechte einsetzen und die Regierungen diese Anliegen nicht mehr als Priorität sehen.
Laut Evelyne Paradis, ebenfalls von ILGA Europe, gibt es aber einen Silberstreifen am Horizont. Mindestens 15 Staaten hätten Vorstösse, Massnahmenpläne oder Debatten aufgegleist, welche die Rainbow Map bereits im kommenden Jahr in einem viel positiveren Licht zeigen könnte, darunter sind Frankreich, der Kosovo, Montenegro, Tschechien oder die Ukraine.
Die LGBTI+ freundlichsten Staaten im Jahr 2021 waren Malta (94%) vor Belgien (74%), Luxemburg (72%), Portugal (68%) und Norwegen (67%). Malta liegt dabei bereits zum sechsten Mal in Folge an der Spitze mit einem Prozentsatz von 94 Prozent. Belgien folgt darauf mit deutlichem Abstand und 74 Prozent auf Platz 2.
Die Schweiz befindet sich im Mittelfeld auf Platz 22 mit 38.5 Prozent, direkt hinter Bosnien-Herzegowina und vor Estland und dem Kosovo. Damit hat sich die Schweiz im Vergleich zum letzten Jahr um einen Platz verbessert. Sollte die Ehe nach der Volksabstimmung für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet werden, dürfte sich die Schweiz weiter verbessern. Ebenso, sobald das Gesetz zur einfacheren Anpassung des Geschlechts fürs trans und inter Menschen in Kraft tritt.
Den grössten Verlust an Prozenten verzeichnete Dänemark mit einem Minus von 3.8 Prozent, gefolgt von Georgien und der Ukraine. Die grössten Sprünge nach oben in Bezug auf die Prozente machten Malta, Nordmazedonien und Bosnien-Herzegowina.
Die Schlusslichter bildete Aserbaidschan (2%), hinter der Türkei (4%), Armenien (8%), Russland (10%) und Monaco (11%).
Hier findest Du das Ranking aller Staaten.
Hier findest Du den detaillierten Bericht.