AUSTRALIEN: LGBT-Helplines werden überrannt
Es sind teils üble Vorurteile, welche auf Flyern und Postern verbreitete werden, und auf beleidigende und äusserst homophobe Weise auf die LGBT-Community abzielen. Dass gerade auch die Ängste und Unsicherheiten bei Jugendlichen geschürt werden, welche sich derzeit im Coming Out-Prozess befinden, oder welche ihre sexuelle Orientierung oder ihre Geschlechteridentität hinterfragen, liegt auf der Hand. Entsprechend besorgt zeigen sich daher auch die Betreiber von Telefon-Helplines wie etwa von Twenty10 in Sydney. Deren Mitarbeiterin Amy Harper erklärte nun, dass die Zahl der Anrufe in den letzten Tagen um mindestens 20 Prozent angestiegen seien, und rund die Hälfte der Anrufer würden sich direkt auf die Volksabstimmung rund um Marriage Equality beziehen.
Gleich tönt es bei Jacob McDonald, ebenfalls von Twenty10. Die meisten Jugendlichen, mit welchen man zusammenarbeite, seien traumatisiert oder haben Missbrauch, Ablehnung oder Diskriminierung erlebt. Bei ihnen bestehe ein grosses Risiko für Angstzustände, Depressionen oder gar suizidale Gedanken, und man mache sich derzeit ernsthafte Sorgen, dass die derzeitige Debatte dieses Risiko noch weiter erhöhen werde, erklärt McDonald weiter. Es gebe eine klare Verbindung zwischen den negativen Auswirkungen der Volksabstimmungen mit der psychischen Verfassung der jugendlichen Anrufern. Viele würden sich zudem über den Ausgang der Abstimmung Sorgen machen.
In die gleiche Richtung argumentiert auch Josephine Anderson, Professorin vom Black Dog Institute. Durch die nun geführte Debatte und die zusätzliche Publicity würden die Jugendlichen noch mehr darauf aufmerksam gemacht, dass sie anders seien. Weiter nimmt sie auch die Sozialen Medien in ihre Pflicht: Gerade bei den Sozialen Medien würden viele Leute ihre Haltung gegenüber der gleichgeschlechtlichen Ehe ungefiltert Preis geben, und dies oftmals auch anonym. Dies habe einen grossen Einfluss auf die Jugendlichen, so Anderson.