BRASILIEN: Lula enttäuscht, Bolsonaro überrascht

BRASILIEN: Lula enttäuscht, Bolsonaro überrascht
Bei den brasilianischen Präsidentschaftswahlen hat keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erreicht, weshalb es zu einer Stichwahl kommen wird. Der amtierende, äusserst LGBTI+ feindliche Jair Bolsonaro schnitt dabei entgegen der Prognosen überraschend gut ab, und liegt näher an Favorit Luiz Inácio Lula da Silva als erwartet.

Eigentlich wurde dem amtierenden brasilianischen Staatspräsidenten Jair Bolsonaro bei Umfragen eine deutliche Niederlage prophezeit, doch beim ersten Wahlgang bei den Präsidentschaftswahlen kam es schlussendlich anders. Zwischenzeitlich lag der äusserst LGBTI+ feindliche Bolsonaro gar in Führung, doch sein Herausforderer, der linke Luiz Inácio Lula da Silva konnte schlussendlich Boden gut machen und gewann den ersten Wahlgang doch noch.

Luiz Inácio Lula da Silva konnte 48.4 Prozent der Stimmen für sich holen und Jair Bolsonaro 43.2 Prozent. Weit abgeschlagen auf Platz 3 folgen Simone Tebet mit 4.2 und Ciro Gomes mit 3 Prozent. Da keiner der Kandidaten die nötige Mehrheit von 50 Prozent hinter sich scharen konnte, wird es am 30. Oktober zum zweiten und entscheidenden Wahlgang kommen, einer Stichwahl zwischen Lula und Bolsonaro.

Während Umfragen Lula zeitweilen einen Vorsprung von über 10 Prozent zusprachen, so waren es schlussendlich gerade einmal die Hälfte. Damit ist das Rennen für die Stichwohl wieder ziemlich offen, wobei Lula nach wie vor als Favorit gilt. So wird angenommen, dass jene Wähle:innen, welche ihre Stimme keinem der beiden Erstplatzierten gaben, eher Lula wählen werden. Doch schlussendlich stellt sich nun nur die Frage, wer seine Unterstützenden besser mobilisieren kann. Es dauert nämlich noch rund einen Monat bis zur Stichwahl - ein Monat, in dem noch viel passieren kann.

Jair Bolsonaro bezeichnet sich selber als stolzer Homophober. Während seinem jetzigen Wahlkampf, wie schon bei seinem ersten vor vier Jahren, nutzte der Rechtspopulist seine Plattform für Queerfeindlichkeiten. So sprach er von homosexuellen Fundamentalisten, welche Kinder einer Gehirnwäsche unterziehen damit sie schwul und lesbisch werden. Selbst eine Rede kurz vor der Beerdigung von Queen Elizabeth II nutzte er für eine Attacke gegen trans Menschen. Seit Bolsonaro im Amt ist, hat die LGBTI+ feindliche Hasskriminalität nochmals ein neues Level erreicht, obwohl bereits zuvor weltweite Rekordwerte verzeichnet wurden.

Von Luiz Inácio Lula da Silva hingegen ist wenig bekannt über seine Einstellung gegenüber der LGBTI+ Community, denn er hat sich bislang nur selten zu solchen Themen geäussert. Auch nicht während seiner Präsidentschaft zwischen 2003 und 2010. Doch er hat schon persönlich an queeren Anlässen teilgenommen und sich dabei stets unterstützend gegenüber der Anliegen von LGBTI+ gezeigt. Doch für Brasiliens LGBTI+ Community ist der Fall klar: Jede:r Kandidat:in ist besser als Bolsonaro. 

Am 30. Oktober sind die Brasilianer:innen erneut aufgerufen an die Urne zu gehen um ihren Präsidenten zu wählen - und es dürfte ohnehin äusserst spannend werden. Bolsonaro machte jedenfalls seinem Ruf als Trump Lateinamerikas alle Ehre, denn er hat bereits verkündet, dass er sein Amt auch bei einer Niederlage nicht so einfach aufgeben werde - nur Gott könne ihn aus dem Amt entlassen.

Foto: Sergio Dutti