BRASILIEN: Schwuler Präsidentschaftskandidat enttäuscht LGBTI+ Community
Dass es für die Queer Community nur besser kommen kann, falls der amtierende und äusserst LGBTI+ feindliche Staatspräsident Jair Bolsonaro im kommenden Jahr abgewählt werden sollte, liegt auf der Hand. Viele setzten daher ihre Hoffnungen auf Eduardo Leite, der derzeitige Gouverneur des südlichen Bundesstaats Rio Grande do Sul. Der 36-jährige Politiker hat sich nämlich erst vor wenigen Monaten als schwul geoutet.
Brasilien verzeichnet weltweit am meisten Morde an LGBTI+, und die Situation hat sich unter Bolsonaro noch weiter verschärft. Die Hoffnungen, dass sich die Situation für queere Menschen mit einem Präsident Leite verbessern könnte, wurden nun aber drastisch gedämpft. In einem Interview erklärte der konservative Präsidentschaftskandidat nämlich, dass er sich auch trotz seinem Coming Out nicht explizit für die Rechte von LGBTI+ ins Zeug legen werde.
Obwohl er erklärt, dass der richtige Weg für dieses Land jener in Richtung Respekt, Toleranz und die Suche nach der Gleichstellung sei, so werde man ihn nicht so schnell irgendwo mit einer Regenbogenfahne sehen. Nicht jede Frau sei eine Feministin, nicht jeder Schwarze sei ein Aktivist gegen Rassismus und auch nicht jeder Homosexuelle müsse ein Aktivist sein, erklärt Leite seine Entscheidung.
Möglich, dass diese Aussage reine Taktik ist: Leite bezeichnet sich als Konservativer, und da könnte er es als schwuler Präsidentschaftskandidat schwierig haben, sich eine Wählerbasis aufzubauen. Im letzten Wahlkampf, vor seinem Coming out, hat er noch offen den amtierenden Präsidenten Jair Bolsonaro unterstützt. So erklärte er, dass er zu jenen Personen gehöre, welche für Bolsonaro gestimmt haben, jedoch ohne mit dessen unmenschlichen Aussagen übereinzustimmen. Heute bereue er seine Entscheidung, da er gehofft habe, die Regierung würde anders aussehen.
Die brasilianische Organisation #VoteLGBT erklärt dazu, dass Eduardo Leite wie viele konservative LGBTI+ als Wahlstrategie auf den Bolsonarismus gesetzt haben und nun Opfer von jenen homophoben Angriffen werden, welche der Präsident selber unterstützt. Wenigstens etwas versöhnlicher zeigt sich die Nationale LGBTI+ Allianz: Das Coming out sei ohne Zweifel eine mutige Geste gewesen. Unabhängig von den ideologischen Fragen und all den Angriffen sei man bereit an der Seite von Eduardo Leite zu kämpfen, sollte er Opfer von LGBTI+ Feindlichkeiten werden.