BRASILIEN: Queermuseu öffnet wieder
Sie werbe für Pädophilie, für Sex mit Tieren und es sei Blasphemie: Mit diesen Argumenten erzwangen konservative Kreise im vergangenen Jahr die Schliessung des Queermuseu in Porto Alegre, und dies nur 25 Tage nach der Eröffnung im August des vergangenen Jahres. Mit der Schliessung wurde eine breite Debatte rund um Kunst und Zensur losgetreten. Nun, rund ein Jahr später, feiert die grossangelegte Ausstellung seine Wiedereröffnung, diesmal aber in Rio de Janeiro, quasi im Schatten der weltberühmten Christusstatue in der School of Visual Arts (EAV) im Parque Lage.
Der Eröffnung voraus ging die grösste Crowdfunding-Aktion, welche Brasilien je gesehen hat. Den Organisatoren ist es gelungen eine Million Brasilianische Real zu sammeln, rund 252‘000 Schweizer Franken, und damit konnte die Finanzierung des Umzugs und die Ausstellung finanziert werden. Der Kurator zeigte sich höchst erfreut. Dies sei ein wichtiger Tag für die Demokratie Brasiliens, erklärte er, denn man habe seit der Diktatur keine grössere Zensurmassnahme mehr gesehen als die Schliessung dieser Ausstellung.
Man habe die Sicherheitsvorkehrungen zusätzlich erhöht, heisst es in einer Mitteilung weiter. So habe man zwanzig Sicherheitskräfte eingestellt und zusätzliche Überwachungskameras angebracht, um die Besucher auch vor Protesten der Konservativen zu schützen. Die Ausstellung ist zudem nur für über 14-jährige offen. Man hoffe auf eine grosse Anzahl an Besuchern, aber nicht von jenen, welche wegen der Kontroverse kommen, sondern jenen, welche sich tatsächlich für die Ausstellung interessieren.
Die kostenlose Ausstellung Queermuseu: Cartographies of Difference in Brazilian Art wird nun einen Monat lang gezeigt. Insgesamt werden 223 Werke von 83 Künstlern ausgestellt. Das Queermuseu ist die erste, grossangelegte Ausstellung mit queerer Thematik in Brasilien und eine von nur ganz wenigen auf dem gesamten Kontinent.
