BRASILIEN: Witwe von bekannter Politikerin gewinnt Wahlen in Rio
Es sind aus Sicht der LGBTI+ Community zuversichtlich stimmende Resultate, welche bei den jüngsten Wahlen in Rio de Janeiro erzielt wurden. So konnte unter anderem Monica Benicio einen Sitz im Stadtrat ergattern und sich gegen Kandidaten durchsetzen, welche von Staatspräsident Jair Bolsonaro unterstützt wurden. Dabei ist Benicio nicht irgendeine Kandidatin, sondern sie ist die Witwe von Marielle Franco, welche vor rund zwei Jahren zusammen mit ihrem Fahrer in ihrem Auto auf offener Strasse niedergeschossen wurde. Untersuchungen haben damals die Vermutung nahegelegt, dass es sich dabei wohl um eine politisch motivierte Hinrichtung gehandelt haben könnte.
Bei den jüngsten Wahlen konnte Francos Lebenspartnerin nun selber einen politischen Sieg erreichen und wurde in den Stadtrat gewählt. Man habe ihnen nun jenes Vertrauen zurückgebracht, was uns andere zuvor mit Waffen nehmen wollten, erklärte Benicio nach der Wahl. Seit bald 1000 Tagen verlange sie Gerechtigkeit für Franco und ihren Fahrer, und sie werden weiterfahren und bei den Behörden Antworten einfordern. Die Brasilianer*innen wählten diesmal, wohl nicht zuletzt durch die schmerzlichen Erfahrungen mitten in der Coronapandemie, die traditionellen Parteien und erteilten Bolsonaro eine empfindliche Niederlage. Damit nahm der Druck auf den Präsidenten, welcher sich 2022 die Wiederwahl sicher will, noch stärker zu. Nach den USA wurde Brasilien weltweit am zweitstärksten von der Coronapandemie getroffen.
Benicio zeigte sich stolz auf die Ergebnisse der Wahl und erklärte, dass sie sich auf ein Ende der Ära Bolsonaro freue. Dass er sich ausgerechnet in Rio de Janeiro, quasi des Geburtsort seiner Politik, eine solche Niederlage eingefahren habe, sei eine klare Botschaft der Wähler*innen: Geh dorthin zurück wo Du hergekommen bist, so Benicio überzeugt.
Wie schon Marielle Franco, so hat es sich auch Monica Benicio zur Aufgabe gemacht, sich vor allem für die Bewohner*innen in den Slums der Millionenstadt einzusetzen, so unter anderem gegen Bandenkriminalität und Polizeigewalt. Zudem will sie den öffentlichen Verkehr, sowie die Wohnungssituation und das Gesundheitswesen verbessern. Man lebe in einer sexualisierten Welt, so Benicio, und deshalb sollen auch die Rechte der Frauen geschützt werden. Sie werde sich zudem dafür einsetzen, dass die Rechte der LGBTI+ gefördert und geschützt werden. Da man keinerlei Statistiken über die Community habe, sei es unmöglich öffentliche Anordnungen zu erlassen, führt Benicio weiter aus. Schon vor Bolsonaro sei das Leben für queere Brasilianer*innen schwer gewesen, doch unter der aktuellen Regierung sei es noch schwieriger geworden. Die jüngsten Wahlergebnisse würden aber zeigen, dass die Leute diese Politik nicht mehr länger tolerieren.