CHINA: Druck der Regierung steckt wohl hinter der Absage der ShanghaiPRIDE
Noch in diesem Juni, mitten in der weltweiten Corona-Pandemie, liess ShanghaiPRIDE verlauten, dass sie ihre Pride als eine von ganz wenigen weltweit durchführen werden. So wurde etwa der bereits 8. Pride Run durch die chinesische Metropole organisiert, hinzu kamen zahlreiche Workshops, Diskussionsrunden und das Queer Film Festival. Das Festival war denn auch wieder ein grosser Erfolg und verlief ohne Zwischenfälle.
Nun, rund zwei Monate später, überraschten die Organsisatoren mit einer neuen Ankündigung: Sie werden als ältestes und grösstes Pride Festival des Landes für unbestimmte Zeit eine Pause einlegen, damit die Sicherheit aller Beteiligten geschützt werde. Was man aufgrund dieser Aussage bereits vermuten konnte, scheint CNN nun zu bestätigen: Die chinesische Regierung hat den Druck auf die Veranstalter derart erhöht, dass sie keine andere Wahl mehr hatten als künftige Anlässe abzusagen.
Wie CNN mit Bezug auf eine anonyme Quelle aus dem Umfeld der Pride berichtet, habe die Regierung angefangen, die freiwilligen Helfer der Pride zur Absage der Anlässe zu drängen. Diese Aktionen seien soweit gegangenen, dass sie selbst im normalen Alltag immer wieder damit konfrontiert und belästigt wurden.
So erklärt die Quelle gegenüber CNN, dass die Öffentlichkeit nur die sichtbaren und wirkungsvollen Momente ihrer Arbeit sehen würden, doch die enormen Schwierigkeiten, welchen sie hinter den Kulissen ausgesetzt seien, würde die Öffentlichkeit nicht mitbekommen. Die Situation sei immer härter und riskanter geworden, und nur wenn man sich duckt, könnte man zumindest momentan überleben, doch ihre Aufgabe sei das Gegenteil, nämlich die Sichtbarkeit zu erhöhen und die Öffentlichkeit aufzuklären - und genau dies sei das Dilemma. Aus diesem Grund blieb als einzige Möglichkeit, vorläufig mit der ShanghaiPRIDE zu pausieren.
Homosexualität ist in China zwar nicht verboten, doch wie so vieles auch stark von der Zensur betroffen. LGBTI+ Inhalte werden aus Filmen geschnitten und auch im Internet oftmals gesperrt, darüber hinaus kommt es immer wieder vor, dass Razzien bei LGBTI+ Organisationen durchgeführt, oder, dass sie von der Regierung unter Druck gesetzt werden.