COSTA RICA: Kommt wegen Marriage Equality nun ein Evangelikaler als Staatspräsident?

COSTA RICA: Kommt wegen Marriage Equality nun ein Evangelikaler als Staatspräsident?
Durch ein Urteil des Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte hat Costa Rica seine Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet, doch dies geht vielen Bewohnern des Landes viel zu weit. Aus diesem Grund könnte die Entscheidung nun bei den kommenden Präsidentschaftswahlen von anfangs Februar zu einem Boomerang für die LGBT-Community werden...

Die Richter des Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte haben ein historisches Urteil gefällt und damit in mehreren Staaten Mittel- und Südamerikas den Weg für Marriage Equality geebnet - so auch in Costa Rica, jenes Land, welches den Fall überhaupt erst ins Rollen gebracht hat. Doch dadurch fühlen sich auch viele Einwohner diverser Staaten überrumpelt und dies könnte die Freude der LGBT-Community zumindest in Costa Rica trüben. Da am 4. Februar die Präsidentschaftswahlen im Land anstehen, könnte die Entscheidung des Gerichts nun zu einem Boomerang werden.

Der aktuelle Staatspräsident Luis Guillermo Solis hat seine Regierung und Ministerien gleich nach der Urteilsverkündung angewiesen, die nötigen Massnahmen in die Wege zu leiten, da dieses Urteil bindend ist. Einen entsprechenden Gesetzesentwurf liegt im Parlament aber noch nicht vor. Da aber der konservative und gläubige Teil der Bevölkerung mit der Entscheidung nicht einverstanden ist, hat der evangelikale Kandidat bei den kommenden Wahlen plötzlich enormen Zuspruch erhalten. Fabricio Alvarado wurde erst als Aussenseiter gesehen, doch in den jüngsten Umfragen hat er sich mittlerweile gar auf Position 1 vorgearbeitet. Experten sehen vor allem in seiner agressiven Anti-LGBT-Haltung den Grund, weshalb er sich nun in Windeseile an die Spitze der Unfragen hochschaffen konnte.

Sollte Alvardo gewählt werden, so hat er bereits angekündigt, werde sich Costa Rica vom Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte zurückziehen: Man werde keine LGBT-Agenda vorantreiben, sagte er dazu an Wahlkampfveranstaltungen weiter.

Sollte keiner der Kandidaten am 4. Februar die Marke von 40 Prozent aller Stimmen knacken, dann wird es im April eine Stichwahl geben. Dies wird wohl passieren, da mehr als ein dutzend Kandidaten antreten und nach aktuellen Umfragen auch Alvardo nicht über 25 Prozent kommt. In einer Stichwahl hätte der Evangelikale dann wohl aufgrund seiner konservativen Ansichten auch weniger Chancen auf den Sieg.

Vor wenigen Tagen versuchte erstmals ein schwules Paar in Costa Rica zu heiraten, doch der entsprechende Antrag wurde abgelehnt. Als Grund wurde angegeben, dass das bestehende Eherecht solange gelte, bis das Parlament die Änderungen abgesegnet hat. Dies könnte noch eine Weile dauern, besonders da erst mal die Wahlen anstehen.