HAITI: Bekannter LGBTI+ Aktivist tot aufgefunden
Die Umstände rund um den Tod des bekannten, haitianischen LGBTI+ Aktivisten Charlot Jeudy seien verdächtig, heisst es etwa von der Menschenrechtsorganisation Outright, und man befürchte, dass es sich um ein Hassverbrechen handeln könnte, denn Jeudy habe zuvor bereits Drohungen und anonyme Anrufe erhalten. Obwohl die genaue Todesursache noch nicht bestätigt sei, lässt die Organisation in einer Pressemitteilung weiter verlauten, befürchte man eine grössere Welle an Anti-Gay-Gewalt in Haiti, welche vor allem die sichtbaren Aushängeschilder der LGBTI+ Organisationen im Visier habe. Man fordere die Polizei auf, unvermittelt glaubwürdige und transparente Untersuchungen bezüglich dem Tod von Charlot Jeudy einzuleiten.
Der Aktivist war öffentlich geoutet und leitete die lokale Organisation Kouraj, zu deutsch: Mut, eine der bekanntesten LGBTI+ Organisationen in Haiti. Trotz massiver Drohungen, welchen er während Jahren ausgesetzt war, setzte sich Charlot Jeudy unermüdlich gegen Diskriminierungen ein. Am vergangenen Montag wurde er nun tot bei sich zuhause in Port-au-Prince, der Hauptstadt Haitis, aufgefunden. Die genauen Umstände der Tat sind noch nicht bekannt, und auch die Polizei hat noch keine Informationen diesbezüglich veröffentlicht.
Auf seiner Webseite beschreibt Jeudy ein ernüchterndes Bild über die Situation in Haiti: Durch die permanente und brutale Stigmatisierung, Gewalt und die Beschimpfungen, welchen man ausgesetzt sei, hätten viele, wenn nicht sogar alle, die Hoffnung verloren, dass ihre Würde respektiert werde... und genau dagegen wolle er ankämpfen. Diesen Kampf würdigte nun auch die US-Botschaft in Haiti, welche ein Kondolenzschreiben für Jeudy veröffentlicht hat.
Gleichgeschlechtliche Aktivitäten sind in Haiti zwar seit 1986 legal, doch die Diskriminierungen und die Gewalt gegen die Community halten weiter an. Als man etwa 2013 in betracht zog, die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zu öffnen gingen Tausende auf die Strasse um dagegen zu demonstrieren. Schlussendlich wurde die Ehe gar verboten. Als ein schwules Paar eine Art Heiratszeremonie abhielt wurden sie gar mit Molotowcocktails angegriffen. 2017 wurde zudem ein Gesetz im Senat gutgeheissen, welches die öffentliche Unterstützung für LGBTI+ zu einem Verbrechen machte.