INDIEN: Forderungen nach Verbot von Conversion Therapien werden lauter

INDIEN: Forderungen nach Verbot von Conversion Therapien werden lauter
Vor dem Obergericht in Kerala haben LGBTI+ Aktivist*innen einen Antrag eingereicht um damit ein Ende der Conversion Therapien zu fordern: Die neue Initiative aus der Community hat leider einen traurigen Hintergrund...

LGBTI+ Feindlichkeiten sind in Indien nach wie vor weit verbreitet, und dazu gehören auch Conversion Therapien, welche auch zwei Jahre nach der Legalisierung von Homosexualität noch immer im grossen Stil praktiziert werden. Nun haben die beiden LGBTI+ Organisationen Queerala und Malayalee Transmen Association (MATA) einen entsprechenden Antrag beim Obergericht in Kerala eingereicht, mit welchem sie ein Verbot von Conversion Therapien fordern. Die ersten Anhörungen sollen am 28. Oktober stattfinden. Dem voraus gingen eine Vielzahl an Meldungen von Opfern, welche sich insbesondere bedrängt durch ihre Familien, solchen Therapieformen unterziehen mussten.

Insbesondere während der Coronapandemie, welche auch in Indien zu einem Lockdown führte, kam es auch hier, wie in den meisten anderen Ländern, zu vielen Konflikten zwischen LGBTI+ und ihren Familien. So sahen sie sich zu Hause gefangen, und dies in einen Umfeld, welches sie nicht akzeptiert. Dies führte dazu, dass viele Queers insbesondere in dieser Zeit von ihren Familien zu Conversion Therapien gezwungen wurden. Dies passierte, obwohl in Indien seit 2018 ein Gesetz in Kraft ist, welches verbietet, dass Erwachsene gegen ihren Willen einer psychiatrischen Behandlung unterzogen werden. Im selben Jahr hat die Indische Vereinigung der Psychiater zudem öffentlich klargestellt, dass Homosexualität keine psychische Störung oder gar eine Krankheit sei. Gebracht hat auch dies wenig, denn die Realität zeigt leider ein anderes Bild.

Mit ihrem Antrag bei Obergericht von Kerala gedachten die LGBTI+ Aktivist*innen nämlich insbesondere Chinnu Sulfikar: Die Studentin hatte sich bei ihren Eltern als bisexuell geoutet und wurde darauf in eine Entzugsklinik eingeliefert. Wie sie in einer Videobotschaft erklärte, wurde sie damals gegen ihren Willen während drei Monaten mit Medikamenten behandelt, bis sie keinen anderen Ausweg mehr sah und sich das Leben nahm. Eine andere Frau berichtete davon, dass sie nach ihrem Coming out in ein Spital eingeliefert wurde, wo untersucht wurde, ob ihre inneren Organe richtig funktionieren, und welche Medikamente man ihr verabreichen könne. Ein weiteres Opfer erklärte zudem, dass sie mit Medikamenten gehen Shizophrenie behandelt wurde.

Da solche Praktiken gegen den Willen von Erwachsenen eigentlich bereits verboten sind, haben die LGBTI+ Aktivist*innen zusäzlich auch noch eine Beschwerde bei den Gesundheitsbehörden, sowie beim Gesundheitsminister von Kerala eingereicht, damit diese Fälle untersucht werden.

Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch