INDIEN: Parteipräsident spricht sich für die Legalisierung von Homosexualität aus
Der Weg zur Entkriminalisierung von Homosexualität in Indien ist lang und steinig: Während ein Obergericht in New Delhi den Weg dafür bereits im Jahr 2012 freimachte, schaltete sich nur ein Jahr später das Oberste Gericht ein und erklärte, dass die Richter ihre Kompetenzen überschritten hätten, und das Urteil wieder rückgängig gemacht wurde. Damit trat die Section 377, welche noch aus der britischen Kolonialzeit stammt, wieder in Kraft und Homosexualität wurde erneut illegal. Seither wird das heisse Eisen zwischen den Gerichten und der Politik hin und her geschoben: Niemand sieht sich verantwortlich.
Nun überrascht aber Rahul Ghandi, der Präsident der Kongresspartei, welcher sich im Gespräch mit Transgender-Aktivistin Akkai Padmashali erstmals öffentlich dafür aussprach, dass Homosexualität entkriminalisiert werden soll. Und zwar sei nicht nur er dieser Meinung, sondern auch seine Partei. Damit spricht er aus, was auch einige Minister bereits vor ihm gewagt haben. Die Kongresspartei ist eine von sechs nationalen Parteien in Indien, und zählt mit der Bharatiya Janata Partei als eine der beiden grossen Parteien. Zudem ist er ein Enkel der ehemaligen indischen Premierministerin Indira Ghandi, welche 1984 bei einem Attentat ums Leben kam, welche aber nicht mit dem berühmten Widerstandskämpfer und Führer Mahatma Ghandi verwandt ist.
Aus diesem Grund hat die Stimme Ghandis Gewicht, doch da die Kongresspartei derzeit nicht am Ruder ist, bleibt abzuwarten ob dies reicht um die Haltung in der Regierung und im gesamten Parlament zu drehen. Gleichzeitig beschäftigt sich aber auch das Oberste Gericht mit der Frage der Entkriminalisierung, wann die ersten Anhörungen jedoch stattfinden sollen ist noch nicht klar. Erste Zeichen sprechen jedoch dafür, dass es bei den dortigen Richter zu einem Sinneswandel gekommen ist. So urteilte das Gericht im Fall um neu einzuführende Identitätskarten etwa, dass die sexuelle Orientierung einer jeden Person gleichermassen geschützt werden müsse. Die sexuelle Orientierung sei zudem ein wesentlicher Bestandteil der Privatsphäre, und die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung sei zutiefst verletzend in Bezug auf die Würde und das Selbstwertgefühl eines Menschen. Dies alles spricht eigentlich bereits für eine Aufhebung der Section 377 und damit der Entkriminalisierung der Homosexualität.