INDONESIEN: Die grosse Angst der LGBTI+ Community auf Bali
Sie priesen sich als Digital Nomads an, als Influencerinnen und verbrachten so rund ein Jahr auf der indonesischen Ferieninsel Bali. Ihr Traum vom Strandleben, Luxus und Yoga nahm nun aber ein jähes Ende, denn vor wenigen Tagen wurde Kristen Antoinette Gray und ihre Freundin kurzerhand von der Polizei verhaftet. Sie hätten gegen die Visabestimmungen verstossen, in Indonesien keine Steuern bezahlt, und zudem die Öffentlichkeit mit ihren Aussagen in den Sozialen Medien verunsichert. Beim letzten Punkt dürfte wohl ihr Tweet, dass Bali Schwarze und queere Menschen willkommen heisse, eine wesentliche Rolle gespielt haben. Dieser wurde innerhalb der lokalen Bevölkerung besonders kontrovers diskutiert.
Gerade auch innerhalb der Queer Community auf der Insel war man mitunter erbost über eine solche Aussage. Diese Äusserungen würden vielleicht für sie gelten, schreibt ein User, denn sie seien Ausländerinnen, und sie hätten Geld. Die Bevölkerung in Indonesien sei abhängig davon, sie bei Laune zu halten. LGBTI+ würden in Indonesien an den Rand der Gesellschaft gedrängt, und die Regierung versuche gar, die sexuelle Orientierung oder die Geschlechtsidentität von queeren Menschen mittels Conversion Therapien zuändern. Indonesien sei nicht queer-friendly, schreibt der User weiter, denn während sie ihre Privilegien geniessen würden, spüren LGBTI+ tagtäglich enorme Homophobie.
Doch die Kritik aus der lokalen Community ging noch weiter: Während die beiden Amerikanerinnen nun wieder abgereist sind, müssen die queeren Menschen weiter vor Ort leben, und sie müssen nun die Konsequenzen tragen, welche solche Äusserungen haben werden. Die Diskussionen in der lokalen Bevölkerung über den „gay-friendly“ Tweet dürften leider, wie so oft, schliesslich negative Konsequenzen für die Community nach sich ziehen, etwa durch schärfere Gesetze oder strengeres Vorgehen durch die Polizei. Es wäre nicht das erste Mal: Auf Bali wurden auch schon Guesthouses geschlossen, einzig weil sie sich auf Reiseplattformen als LGBTI+ friendly ausgezeichnet haben. Schlussendlich könnte sich diese Aussage auch zu einem Boomerang entwickeln und nicht nur die lokale Community gefährden, sondern vielleicht auch queere Tourist*innen, welche dem Aufruf der beiden Amerikanerinnen folgen werden.
Daneben musste sich Gray und ihre Freundin aber auch noch andere Kritik anhören. Das Paar erklärte nämlich auch, dass sie in Los Angeles nur in einer kleinen Wohnung leben, aber auf Bali für einen Bruchteil der Kosten gleich ein ganzes Haus mieten konnten. Sie seien damit mitverantwortlich, dass die Preise auf Bali immer weiter steigen würden, und dass Einheimische immer mehr in schlecht bezahlte Jobs gedrängt würden, kritisierten viele User. Ganze Dörfer würden zudem dem Erdboden gleich gemacht, um neue Hotelanlagen zu bauen. Damit würden die Amerikaner mithelfen, die Insel zu zerstören. So würde der Luxus, das günstige Leben und das Glück der einen, auf dem Rücken der Lokalbevölkerung ausgetragen.
Die beiden Frauen wurden mittlerweile in die USA abgeschoben und ihre Social Media-Konten haben sie auf privat geschalten. Die Vermutung der indonesischen Behörden, dass sie auf der Insel trotz Touristenvisum gearbeitet haben, da sie in diesem Zeitraum ein Digital Book veröffentlicht und Beratungen für 50 Dollar angeboten haben, wiesen die beiden Frauen von sich. Ebenso, dass sie gegen Visabestimmungen verstossen haben. Ihrer Meinung nach wurden sie einzig und allein wegen ihrem Tweet über LGBTI+ und weil sie selber queer sind, verhaftet und ausgeschafft. Und der Anwalt ergänzt, dass die Beiden keine Gesetze verletzt hätten und einzig Bali promoten wollten, damit wieder mehr Reisende auf die Insel kommen, sobald die Coronarestriktionen aufgehoben sind.