INDONESIEN: LGBTI+ Häftlinge sollen in separate Zellen - um Ansteckungen zu vermeiden
Razzien, Verhaftungen und Schikanen gegenüber LGBTI+ haben in den vergangenen Jahren in Indonesien stark zugenommen, und dies oftmals ohne dass überhaupt eine rechtliche Grundlage bestehen würde. Viele Politiker, religiöse Führer und Behördenmitarbeiter, etwa auch bei der Polizei, nützen dies, um sich bei potentiellen Wählern oder bei der Bevölkerung zu profilieren. Aus diesem Grund hat sich die Lage für LGBTI+ in Indonesien massiv verschärft, da man sich mit immer neuen Androhungen und Vorstössen zu übertrumpfen versucht. So wurden in gewissen Städten so genannte Task Forces gegründet oder gar das Militär eingesetzt um förmlich jagt auf LGBTI+ zu machen.
Diese „Massnahmen“ haben einerseits mit extremer LGBTI+ Feindlichkeit zu tun, welche gerade auch von den Religionen zusätzlich geschürt wird, aber auch mit Unwissenheit. Dort ist auch die jüngste Ankündigung eines Gefängnisvorstehers einzuordnen, welcher seine Vorgehensweise bei LGBTI+ Häftlingen gross über die Medien publik machte.
So erklärte Ade Kusmanto gegenüber Zeitungen, dass wenn sexuelle Abartigkeiten bei männlichen oder bei weiblichen Häftlingen festgestellt werden, dass man in einem ersten Schritt die LGBTI+ von den normalen Häftlingen trenne und in Isolationshaft stecke. Dies mache man, so der Gefängnisvorsteher, um die Übertragung dieser sexuellen Desorientiertheit auf andere Häftlinge zu vermeiden. Damit spricht er die Haltung vieler in Indonesien aus, nämlich dass Homosexualität eine Krankheit ist, welche auf Mitmenschen ansteckend wirkt. Weiter glauben sie auch, dass Homosexualität somit mit so genannten Conversion Therapien geheilt werden kann.
Ein anderer Gefängnisaufseher liess zudem verlauten, dass überfüllte Gefängnisse zu mehr Schwulen und Lesben führen werden. Auch der Minister für Justiz und Menschenrechte, Liberti Sitinjak, ist dessen Meinung und behauptete bereits vor wenigen Tagen bei einem Besuch eines Gefängnisses in der Stadt Bandung, dass Häftlinge abartige Dinge miteinander anstellen würden. Zudem sei es so, dass überfüllte Gefängnisse dazu führen, dass Füsse Füsse berühren, Köpfe berühren Köpfe und schliesslich berühren Körper Körper. Dadurch würden Lesben und Schwule entstehen, so Sitinjak. Auch andere Politiker haben erst in den vergangenen paar Wochen wieder mit verbalen Entgleisungen auf sich aufmerksam gemacht: So erklärte etwa Indonesiens Vorsteher der Agentur für Bevölkerung und Familienplanung die LGBTI+ zum Hauptfeind der nationalen Entwicklung.
Homosexualität ist in Indonesien - abgesehen von der Provinz Aceh - nicht strafbar, doch die Lage für die LGBTI+ Community hat sich in den vergangenen Jahren massiv verschärft. Insbesondere auch wegen den Wahlen im vergangenen Frühling.