ISRAEL: Erster schwuler Abgeordneter im Knesset vereidigt
Die Abgeordneten des Vereinigten Thora-Judentum hätten den Knesset nicht demonstrativ verlassen, berichtet die israelische Zeitung Haaretz, sie seien einfach nicht gekommen, um an der Vereidigung teilzunehmen. Man habe sich auch nicht entschieden, nicht mit Amir Ohana zusammenzuarbeiten, heisst es weiter. Doch es gab auch weit versöhnlichere Zeichen nach der Rede von Ohana. So standen etwa auch ultra-orthodoxe Politker auf und gratulierten dem frisch vereidigten Abgeordneten.
In seiner ersten Ansprache im Knesset sprach er offen aus, was sonst selten zu hören ist. Er stehe für die Rechte der LGBTs ein, und als Schwuler verstehe er, dass es die Regenbogenfahne sei, welche die Lesben, Schwulen, Trans und Bis zu tragen hätten. Weiter bezog er sich auch auf das schreckliche Attentat an der diesjährigen Pride in Jerusalem, bei welchem eine junge Frau ihr Leben verlor und zahlreiche andere Teilnehmer teils schwer verletzt wurden.
Ein besonderes Zeichen der Anerkennung gab es auch vom israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, welcher nach der Rede von Amir Ohana das Wort ergriff. Er stellte nochmals klar, dass Ohana der erste Vertreter der Gay Community im Knesset sei, und dass er gewählt wurde, nachdem er bereits sein öffentliches Coming out hatte. Er habe tausende Stimmen von Wählern der Likud Partei erhalten, führt der Ministerpräsident weiter aus. Amir repräsentiere dabei sehr gut die Ansichten von Israels liberalem Nationalismus. Zudem glaube er an die Rechte der Juden in ihrem eigenen Land, an den Schutz der nationalen Sicherheit, die Grundrechte, eine kapitalistische Wirtschaft und die freien Märkte. Er habe schon die Möglichkeit gehabt, mit Amir zusammenzuarbeiten, erklärt Netanjahu weiter, und er werde ein hervorragender Abgeordneter im Knesset sein, der es auch schaffe, Brücken zwischen den verschiedenen Partein zu bauen.
Amir Ohana wurde als Mitglied der Likud Partei gewählt. Die Wahl war nötig, nachdem der Vize-Premierminister Silvan Shalom sein Amt wegen Anschuldigungen wegen sexuellen Fehlverhaltens abgegeben hat.