ITALIEN: Die neue Vorsitzende der Opposition ist bisexuell und gilt als linke Rebellin
Es gibt wohl kaum etwas, worin sich Elly Schlein und Giorgia Meloni einig sind, und kein Wunder wird die frisch gewählte Vorsitzende der grössten Oppositionspartei Italiens, der sozialdemokratischen Partito Democratico (PD), auch als „Anti-Meloni“ bezeichnet. Sie soll es nun richten und ihre Partei wieder auf Kurs bringen um damit etwas gegen die postfaschistische Politik Melonis aussetze zu können.
Gerade auch in Bezug auf die Rechte für LGBTI+ könnten ihre Positionen kaum weiter auseinander liegen. Während Meloni einzig die traditionelle Familie unterstützt und sich gegen eine rechtliche Gleichstellung von queeren Paaren stellt, so bezeichnet sich Elly Schlein selber als offen bisexuell und lebt in einer Beziehung mit einer Frau. In Italien alles andere als eine Selbstverständlichkeit, dass man damit in ein politisches Amt gewählt wird.
Genau dies ist Schlein nun aber zur Überraschung aller gelungen. Sie setzte sich gegen den eigentlichen Favoriten, den norditalienischen Regionalpräsidenten Stefano Bonaccini, durch und wurde mit 54 zu 46 Prozent zur neuen Vorsitzenden der PD bestimmt. Dies ist besonders auch deshalb überraschend, weil sämtliche Italiener:innen zur Wahl der Vorsitzenden zugelassen wurden, und zwar egal welcher Partei sie sich zugehörig fühlen. Einzig eine Zahlung von zwei Euro war Pflicht für die Stimmabgabe.
Dass Elly Schlein einen Wahlkampf führen kann, liegt nicht zuletzt an ihrer Karriere. Sie ist die Tochter eines amerikanischen Professors und einer italienischen Professorin, wurde im Tessin geboren und studierte später Jura in Bologna. Zudem lebte sich auch einige Zeit in den USA und arbeitete dabei im Wahlkampfteam von Barack Obama, und zwar 2008 wie auch 2012. Nicht nur deshalb wird sie in Italien gerne auch mit der US-Demokratin Alexandria Ocasio-Cortez verglichen.
Elly Schlein soll nun vor allem Giorgia Meloni herausfordern und ihre Partei aus dem Wahltief herausführen. Zwischen 2013 und 2018 stellte die PD noch drei Mal den Ministerpräsidenten, danach waren sie bei Giuseppe Conte und Mario Draghi noch an der Regierung beteiligt, doch bei den letzten Wahlen erreichten sie gerade noch 19 Prozent. Geht es nach den aktuellen Umfragen, dann dürfte die Partei derzeit sogar noch schlechter abschneiden.
Auf Elly Schlein vereinen sich nun viele Hoffnungen der Parteimitglieder: Sie weiss anzupacken, gilt als ebenso sozial wie ökologisch, als weltoffen und fortschrittlich. In ihrer Rede am Sonntagabend unterstrich sie denn auch, dass sie eine echte Veränderung herbeiführen wolle. Die gespaltene Partei wolle sie dabei einen und sich für eine grünere Wirtschaft und für eine gerechtere Vermögensverteilung einsetzen, und zudem auch neue Arbeitsreformen aufgleisen.