JAMAIKA: Kommt es zur Abstimmung über die Anti-Gay-Gesetze?

JAMAIKA: Kommt es zur Abstimmung über die Anti-Gay-Gesetze?
Die Regierung von Jamaika könnte schon bald eine Volksabstimmung über die Abschaffung der Anti-Gay-Gesetze abhalten. Was fortschrittlich klingt, hat aber einen grossen Haken: Homophobie ist in der Kultur der Insel derart tief verwurzelt, so dass gerade diese Gesetze einen grossen Zuspruch haben in der Bevölkerung…

Der internationale Druck auf Jamaika ist gross, kritisieren doch zahlreiche Staaten die Regierung, dass sie nichts gegen die grasierende Homo- und Transphobie auf der Insel unternehme. Die Gewalt gegen Schwule, Lesben und Transgender ist enorm und so überrascht es kaum, dass das Land in der Vergangenheit immer wieder als eines der LGBT-feindlichsten auf der ganzen Welt bezeichnet wurde. So können nach dem derzeit geltenden Gesetz Männer, welche mit Männern Sex haben mit bis zu zehn Jahren Gefängnis und Strafarbeit bestraft werden. Doch Homophobie wird auch im Alltag gelebt: LGBTs werden brutal verfolgt und erleben massive Gewalt, welche nicht selten in Mord gipfeln.

Um den internationalen Druck auf die Regierung nun etwas zu dämpfen, hat Premierminister Andrew Holness angedeutet, dass er bald eine Volksabstimmung über die Abschaffung der Anti-Gay-Gesetze durchführen möchte. Das Problem dabei wird jedoch sein, dass die Abschaffung mit aller grösster Wahrscheinlichkeit chancenlos bleiben wird. Ähnlich sehen es auch zahlreiche Politiker. Sie sehen keinen Sinn darin, überhaupt darüber abzustimmen, da das Resultat der Abstimmung schon im vornherein klar sein werde. Die Zeitung Jamaica Gleaner erklärte zudem in ihrem Editorial, dass die Bevölkerung auf eine solche Befragung lediglich impulsiv reagieren werde, befeuert durch die kulturellen Normen, Ignoranz und Angst. Die einzige Möglichkeit sei es, wenn es gelingen würde, die Sensibilisierung innerhalb der Bevölkerung für LGBT-Themen zu verbessern. Doch dies wird wohl nur mit grössten Anstrengungen und mit jahrelanger Arbeit möglich sein.

Die Vorgängerin von Premierminister Andrew Holness, Portia Simpson-Miller, erklärte vor ihrer Wahl im Jahr 2011, dass sie sich für die Entkriminalisierung von Homosexualität einsetzen wolle – doch als sie gewählt war, stellte sie dieses Anliegen wieder zurück. Von der LGBT-Community wurde sie damals als Betrügerin beschimpft. Andrew Holness versucht es nun auf eine andere Weise, dieses Thema anzufassen, auch wenn sein Weg, vielleicht sogar bewusst, aussichtslos ist…