JEMEN: Huthi-Rebellen verurteilen 22 Menschen zum Tode

JEMEN: Huthi-Rebellen verurteilen 22 Menschen zum Tode
Sie kontrollieren grosse Teile des Jemen, sind Bürgerkriegspartei und auch für die Angriffe auf Frachtschiffe im Roten Meer verantwortlich. Auch gegen queere Menschen gehen die Huthi-Rebellen mit aller Härte vor. Eben wurden 22 Menschen zum Tode verurteilt, 23 weitere zu teils sehr langen Haftstrafen und 35 warten noch im Gefängnis auf ihr Urteil. Ihnen werden unter anderem gleichgeschlechtliche Aktivitäten vorgeworfen.

Warnung: Der folgende Bericht betrifft LGBTI+ feindliche Handlungen und Gewalt gegen queere Menschen.

Seit Jahren warnen Organisationen vor massiven Menschenrechtsverletzungen im Jemen, auch gegen queere Menschen. In der Provinz Ibb hat ein Huthi-Gericht nun 13 Menschen wegen angeblicher Verstösse gegen die Anti-LGBTI+ Gesetze zum Tode verurteilt, zudem kam es zu drei weiteren Urteilen und insgesamt 35 Personen befinden sich noch immer in Haft. Sie sollen entweder an gleichgeschlechtlichen Handlungen beteiligt gewesen sein oder sie wollen sich nicht konkret als männlich oder weiblich einteilen lassen. Auch in Dhamar wurden neun queere Menschen zum Tode verurteilt. 23 weitere müssen zudem zwischen sechs Monaten und zehn Jahren ins Gefängnis. Somit haben die beiden Huthi-Gerichte über 40 Urteile ausgesprochen, wovon 22 Todesurteile waren.

Die Hinrichtungen im Jemen werden jeweils öffentlich abgehalten, auch zur Abschreckung. Es handelt sich dabei um Steinigungen oder Kreuzigungen. Neben den Gefängnisstrafen wurden teilweise auch Körperstrafen ausgesprochen, wie Stockschläge oder Auspeitschungen, welche ebenfalls öffentlich ausgeführt werden. Die Verurteilten haben die Möglichkeit in Berufung zu gehen und es ist noch unklar, wann die Strafen vollzogen werden. Seit dem Jahr 2014, als die Huthi-Rebellen die Hauptstadt Sanaa unter ihre Kontrolle gebracht haben, sind laut dem Bericht Euro-Mediterranean Human Rights Monitor bis im Jahr 2022 insgesamt 350 Menschen zum Tode verurteilt worden, wovon elf Urteile tatsächlich vollstreckt wurden.

Laut Amnesty International werden immer wieder willkürlich angeblich queere Menschen durch die Rebellen verhaftet. Sie werden misshandelt, gefoltert und vergewaltigt. Die Situation ist dabei aufgrund des Bürgerkriegs nur schwer überschaubar, aber wie die Organisation meldet, sind schon 2022 mindestens fünf Personen verhaftet worden. Entweder weil sie sich für queere Menschen eingesetzt haben, oder aufgrund ihrer Geschlechtsidentität. Weiter sollen auch queere Menschen dazu gezwungen werden, mit den Behörden zusammenzuarbeiten um weitere LGBTI+ verhaften zu können.

Auch Human Rights Watch erhebt schwere Vorwürfe gegen die Huthi-Rebellen. Während die Welt damit beschäftigt sei, die Handelswege im Roten Meer zu verteidigen, würden die Rebellen im eigenen Land die Misshandlungen vorantreiben. Wenn sie sich wirklich um Menschenrechte kümmern würden, für welche sie sich angeblich in Palästina einsetzen, so die Organisation weiter, dann würden sie im Jemen keine Menschen auspeitschen oder steinigen. Weiter würden solche Strafen, wie auch die Körperstrafen ganz klar gegen internationales Recht verstossen.

Die Huthi-Rebellen haben sich in den 1990er Jahren zusammengeschlossen und nennen sich offiziell Ansar Allah. Sie sind eine schiitisch islamistische Grupperierung, welche sowohl militärisch, wie auch politisch agiert und so bereits weite Teile des Jemen unter ihre Kontrolle gebracht hat, darunter auch die Hauptstadt Sanaa. Durch ihre Angriffe auf Frachtschiffe im Roten Meer sind sie zu einer ernsten Bedrohung für den Welthandel geworden, weshalb sowohl die USA wie auch Grossbritannien militärisch eingeschritten sind. Auch die Europäische Union erwägt nun in der Region aktiv zu werden.

Die humanitäre Lage im Jemen ist katastrophal und Hilfsorganisationen haben kaum Möglichkeiten vor Ort tätig zu werden.

Bild: © Dan from Brussels, Europe - Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic

Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Hier findest Du Hilfe:

Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch

Weitere Information erhältst Du auch unter:
Du-bist-du.ch: Beratung und Information
Milchjugend: Übersicht über queere Jugendgruppen
Transgender Network Switzerland: Dachorganisation für trans Menschen
LOS: Lesbenorganisation Schweiz
Pink Cross: Dachorganisation schwuler und bisexueller Männer