WELTWEIT: Wo gleichgeschlechtliche Aktivitäten auch 2020 noch kriminalisiert werden
Im Dezember 2020 sind gleichgeschlechtliche Aktivitäten noch immer in 69 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen strafbar. Dabei reichen die Strafen von Gefängnis über öffentliches Auspeitschen bis hin zur Todesstrafe. Es ist diesmal ein Land weniger als noch im Jahr zuvor, da sich Gabun von Juli 2019 bis Juni 2020 entschied, Homosexualität ebenfalls zu kriminalisieren, das Verbot danach aber wieder aufhob. Bhutan, dessen Parlament die Entkriminalisierung vor wenigen Tagen beschlossen hat, ist aber noch mit eingerechnet, da das entsprechende Gesetz erst noch vom König genehmigt werden muss, bis es tatsächlich in Kraft treten kann.
Wie ILGA World erklärt, habe man zwar ein paar Fortschritte feststellen können, doch in zahlreichen Staaten, in welchen gleichgeschlechtliche Aktivitäten nach wie vor strafbar sind, herrscht auch Stillstand. Noch immer gilt in sechs Ländern die Todesstrafe auf Homosexualität, nämlich in Brunei, Iran, Jemen, Mauretanien, im muslimischen Norden Nigerias, sowie in Saudi Arabien. In fünf weiteren Staaten könnte dies ebenfalls der Fall sein, doch dort ist die gesetzliche Lage weniger klar, nämlich in Afghanistan, Katar, Pakistan, Somalia und in den Vereinten Arabischen Emiraten. Besonders erschreckend: In Katar wird 2022 die Fussball-Weltmeisterschaft ausgetragen, und in den Vereinigten Arabischen Emiraten findet bereits nächstes Jahr die Weltausstellung Expo statt.
Von den 69 UN-Mitgliedsstaaten haben noch immer 34 Länder die entsprechenden Gesetze in den vergangenen fünf Jahren tatsächlich angewandt. Da dies aber schwierig zu untersuchen ist, könnte die tatsächliche Zahl auch viel höher liegen. In 51 UN-Mitgliedsländern existieren Gesetze, welche es nicht erlauben, Nichtregierungsorganisationen zu bilden, welche sich für die Anliegen der LGBTI+ Community einsetzen, und in 42 Staaten gibt es Gesetz, welche die freie Meinungsäusserung in Bezug auf die sexuelle Orientierung oder die Geschlechtsidentität verbieten.
In insgesamt 34 Ländern gibt es derzeit eine Möglichkeit für gleichgeschlechtliche Paare, rechtliche Anerkennung zu erhalten. Neu dazugekommen sind Monaco und Montenegro, welche ein Partnerschaftsgesetz eingeführt haben. Bei 28 dieser Staaten ist es die Ehe, welche unter anderem neu in Costa Rica und Ecuador gilt. Hervorgehoben wurde zudem auch Deutschland mit seinem Verbot von Conversion Therapien: Damit sind es nun vier UN-Mitgliedsstaaten, welche ein solches Verbot kennen. In fünf weiteren Ländern gibt es zudem solche Verbote in einzelnen Gebieten. In 81 Staaten existiert für queere Menschen zudem einen Diskriminierungsschutz am Arbeitsplatz - vor 20 Jahren waren es gerade mal 15 Länder.
Ebenfalls erfreulich sei, so ILGA World, dass der Sudan die Todes- und Körperstrafen für gleichgeschlechtliche Aktivitäten abgeschafft hat - ein kleiner Schritt, aber wenigstens in die richtige Richtung.
Den gesamten Bericht von ILGA World findest Du hier: Link