KANADA: Wird bald das weltweit strengste Verbot von Conversion Therapien eingeführt?
Kein anderes Land wird ein solch fortschrittliches und weitreichendes Verbot von Conversion Therapien haben wie es Kanada derzeit plant. Der als sehr LGBTI+ freundlich bekannte Premierminister Justin Trudeau hat es eben im Parlament vorgestellt, wo es demnächst debattiert und vermutlich auch angenommen werden wird. Auch Generalstaatsanwalt und Justizminister David Lametti stellt sich vollumfänglich hinter das Verbot. Dabei sieht der Entwurf fünf Gesetze vor, welche dem Strafrecht hinzugefügt werden.
So würden Conversion Therapien im Gesetz selber als verachtenswert bezeichnet, da sie Fehlinformationen und Stereotypen über die sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität verbreiten, insbesondere auch die Idee, dass beides verändert werden könne. So wäre es künftig verboten, diese umstrittenen Behandlungsmethoden zu bewerben, Minderjährige oder auch Erwachsene dazu zu zwingen, oder davon überhaupt in irgendeiner Weise zu profitieren. Zudem ist es gar verboten, einen Angehörigen oder Bekannten ins Ausland zu schicken um ihn dort einer solchen Therapie zu unterziehen.
Damit geht der Vorstoss in Kanada viel weiter als alle anderen Länder. Schon alleine die Tatsache, dass auch Erwachsene und selbst das Ausland miteingeschlossen sind. David Lametti betont aber auch, dass private Gespräche mit religiösen Führern und Geistlichen, mit Lehrern, Psychologen oder Schultherapeuten nicht von diesem Gesetz betroffen seien. Auch würden keine Behandlungsmethoden verboten, welche jene unterstützen sollen, welche mit ihrer sexuellen Orientierung oder der Geschlechtsidentität hadern, so der Justizminister weiter. Man reagiere mit diesem Gesetz darauf, dass Experten und Vereinigungen rund um das Thema Gesundheit, sowohl in Kanada, wie auch in den USA und rund um den Globus, die Conversion Therapien verurteilen. Sie habe zudem keine wissenschaftliche Grundlage und es gebe keine Fakten dazu.
Dieses Gesetz könnte auch als Vorlage für die Schweiz dienen, doch hierzulande will die Politik bislang noch nichts davon wissen. Selbst minimale Forderungen für ein Verbot wurden bislang vom Bundesrat abgelehnt. Die Begründung: Die jetzige Gesetzeslage würde dazu ausreichen. Ein neuer Vorstoss ist derzeit in den Räten noch hängig. Aktuell kennen unter anderem Argentinien, Brasilien, Taiwan, Ecuador, Malta, Uruguay, sowie rund 20 US-, sowie einige Bundesstaaten in Australien und Kanada ein solches Verbot. In Deutschland soll es noch in diesem Jahr eingeführt werden.