KATAR: LGBT-Inhalte werden bereits jetzt zensuriert
Acht Artikel, welche zwischen April und Juli 2018 in der internationalen Ausgabe der New York Times hätten erscheinen sollen, wurden nicht veröffentlicht, und dies nur weil sie LGBT-Themen behandelten. Damit greift das kleine Land auf einer Halbinsel im Persischen Golf massiv in die Pressefreiheit ein. Einzelne Artikel oder gar ganze Seiten werden einfach leer gelassen, wenn die Zensur eingreift. Für die Medien ist es ein schwieriges Terrain, auf welchem sie sich bewegen, denn per Gesetz darf Katar einem Pressehaus kurzerhand die Lizenz entziehen, sollte es nicht im Interesse des Landes berichten.
ABC News, welche über den Fall der New York Times berichtet hat, forderte darauf vom internationalen Fussballverband ein eingreifen, da im Jahr 2022 die Fussball-Weltmeisterschaften dort stattfinden werden. Doch die Fifa hält sich diesbezüglich ziemlich bedeckt: Während Andreas Graf, der Menschenrechtsverantwortliche der FIFA, zwar betont, dass die Pressefreiheit ein Grundpfeiler der Anstrengungen der FIFA in Bezug auf die Menschenrechte seien, erklärt man aber gleichzeitig auch, dass Katar als Land nicht Teil der FIFA-Statuten sei und sich deshalb auch nicht an die FIFA-Menschenrechtsrichtlinien oder an die FIFA-Vorschriften halten müsse.
Weiter heisst es von der FIFA, dass man die Debatten rund um die Anliegen der LGBTs in Bezug auf die Fussball-Weltmeisterschaften genau verfolge und auch von den New York Times-Artikeln wisse, welche nicht gedruckt wurden. Man habe deshalb bereits im Juni, als Teil der Aktivitäten im Zusammenhang mit Katar, begonnen, eine Untersuchung einzuleiten. Man werden dann die entsprechenden Massnahmen zusammen mit den Partnern in Katar beschliessen und ergreifen, erklärt ein Sprecher der FIFA weiter.
Wenig überzeugt von diesem Statement zeigt sich Minky Worden, Leiterin der Global Initiative von Human Rights Watch. Als Austragungsort der nächsten Weltmeisterschaften soll Katar als Beispiel vorangehen und die Menschenrechtsrichtlinien der FIFA übernehmen. Wenn man Katar selber entscheiden lasse, was veröffentlicht wird und was nicht, dürfe man nicht überrascht sein, wenn die breite der Themen noch weiter gekürzt werde. Minky Worden weiss von was sie spricht, denn einer der Artikel, welcher der Zensur in der New York Times zum Opfer fiel, wurde von ihr geschrieben. Er handelte davon, dass die Anti-Gay-Gesetze gegen die FIFA-Richtlinien verstossen. Worden erklärt weiter, dass diese Zensur ein klares Zeichen an die LGBT-Community sei, dass sie bei den Fussball-Weltmeisterschaften 2022 in Katar nicht willkommen sein werden.
Bei der New York Times zeigt man sich besorgt über die aktuellen Entwicklungen. Man verstehe zwar, dass gewisse, lokale Verlagspartner manchmal Druck durch nationale Gesetzgebungen ausgesetzt sind, doch man bedaure zutiefst jede Form der Zensur von Journalisten und sei darüber im ständigen Kontakt mit den Vertriebspartnern vor Ort, erklärte ein Sprecher der Times gegenüber ABC News.
Homosexualität ist in Katar verboten und kann mit bis zu sieben Jahren Haft bestraft werden. Katar hat zwar bislang betont, dass LGBT-Fussballfans an der WM willkommen seien und nichts zu befürchten hätten, doch ob solche Aussagen wirklich ernst nehmen kann, ist mehr als ungewiss...