LIBANON: Pride-Veranstalter verhaftet und Pride-Anlässe abgesagt

LIBANON: Pride-Veranstalter verhaftet und Pride-Anlässe abgesagt
Im vergangenen Jahr wurde mit der Beirut Pride im Libanon erstmals eine Pride in der arabischen Welt durchgeführt. Doch in diesem Jahr kam es zu einer dramatischen Wendung: Kurz nach dem Start wurde Organisator Hadi Damien festgenommen und sämtliche, geplanten Pride-Anlässe mussten darauf abgesagt werden...

Es ist keine Pride, wie sie bei uns stattfindet, sondern es sind kulturelle Veranstaltungen, Diskussionsrunden und Workshops, welche unter dem Titel Beirut Pride organisiert werden, der ersten offiziellen Pride in der arabischen Welt. Ein Demonstrationszug durch Beirut ist nicht möglich, dafür ist die Zeit schlicht noch nicht reif. Nach der äusserst erfolgreichen ersten Ausgabe im vergangenen Jahr, hätte Mitte Mai nun die Zweite stattfinden sollen. Doch, die Polizei machte Veranstalter Hadi Damien einen Strich durch die Rechnung: Wegen angeblichen Beschwerden wurde er am vierten Tag für eine Befragung auf den Polizeiposten bestellt. Doch es blieb nicht dabei, sondern, er wurde während 12 Stunden festgehalten und musste sich dazu verpflichten, sämtliche, noch geplanten Pride-Veranstaltungen der kommenden Tage ersatzlos abzusagen.

Er sei von der Polizei gut behandelt worden, erklärte Hadi Damien darauf in einer Stellungnahme auf seiner Homepage. Er sei weder physisch noch verbal diskriminiert worden. Er sei befragt worden, führte er weiter aus, weil die Polizei falsche Informationen über den Grund der Beirut Pride erhalten habe. Er habe die Beamten darauf über den Sinn und Zweck der Pride aufgeklärt und ihnen die korrekten Angaben geliefert. Die Polizei habe ihn darauf aber trotzdem dazu gezwungen, dass er eine Erklärung unterschreibe und sämtliche Pride-Veranstaltungen absage, ansonsten werde er wegen unsittlichem Verhalten und wegen Erregung öffentlichen Ärgernis angeklagt, was eine Gefängnisstrafe von bis zu zwei Jahren zur Folge hätte.

Das Thema der diesjährigen Pride waren Familien. Dabei ging es vor allem darum, dass Familien mit ihren LGBTI-Kindern zusammenkommen und so Akzeptanz und Toleranz gelebt wird. Der Eröffnungsanlass habe eine riesige Anzahl an Teilnehmer angelockt, so Hadi Damien. Weitere Veranstaltungen, welche vor der Intervention der Polizei noch durchgeführt werden konnten, waren unter anderem eine Tanzshow, sowie ein Forum rund um Transgender und Geschlechteridentität.

Eine weitere Pride darf erst wieder stattfinden, wenn ein Gericht die Rechtmässigkeit des Anlasses bestätigt hat. Bis dann dürfte es aber wohl noch eine Weile dauern, denn die Mühlen der Justiz mahlen normalerweise äusserst langsam.

Nach der ersten Pride stand Hadi Damien dem gay.ch-Magazin Red und Antwort - der Artikel wurde in der Ausgabe Extra - Dezember 17/ Januar 18 publiziert - hier kannst Du das Interview online lesen: