MALAYSIA: Der nächste Premier könnte Homosexualität entkriminalisieren
Klar, dass sich Anwar Ibrahim für die Legalisierung von gleichgeschlechtlichem Sex einsetzt hat auch mit seiner eigenen Geschichte zu tun. Als Opfer von politischen Querelen wurde er sowohl 1998 wie erneut 2008 jeweils mit genau diesen Anschuldigungen ins Gefängnis gesteckt. Als Oppositionsführer wurde er damals zu mächtig, und beweisen lassen sich solche Vorwürfe, wonach er Sex mit einem anderen Mann gehabt haben soll, nur schlecht, und so wurde er wegen diesen angeblichen homosexuellen Liebschaften zu insgesamt elf Jahren Haft verurteilt. Offenbar haben viele in der Bevölkerung dies durchschaut, denn an Popularität haben Anwar Ibrahim und seine Partei nichts eingebüsst, im Gegenteil. Bei den Wahlen im vergangenen Mai haben sie gewonnen und Mahathir Mohamad wurde zum Premierminister. Parteichef Anwar Ibrahim wurde dabei als de-facto-Premierminister eingesetzt und er wird das Amt wohl bei der nächsten, sich bietenden Gelegenheit vollständig übernehmen.
Während Mahathir Mohamad vor kurzem erklärte, dass die Rechte von Homosexuellen „westliche Werte“ seien, so spricht sich Anwar Ibrahim seit längerem für eine vollständige Legalisierung aus. Nicht nur er sei schon Opfer von diesem Gesetz geworden, sondern viele andere auch, so Anwar. Er habe sich daher öffentlich dafür stark gemacht, dass diese Gesetze abgeschafft werden, da er sie nicht nur für archaisch halte, sondern, da sie auch gegen Personen missbraucht werden können. Seine Ehefrau hat dies ebenfalls bereits öffentlich gemacht: Homosexuelle und Transgender können in Malaysia gut in der Gesellschaft existieren, so lange sie ihren Lebensstil nicht öffentlich promoten. Beide, sowohl Anwar Ibrahim, wie auch seine Frau, haben zudem die Auspeitschung von zwei Frauen scharf verurteilt, welche wegen sexuellen Handlungen schuldig gesprochen wurden.
Diese Haltung ist ein positives Anzeichen in einer sonst eher erschreckenden Zeit in Malaysia, wenn es um die LGBT-Community geht. Nicht nur wurden diese zwei Frauen ausgepeitscht, es gab auch Razzien, unter anderem in einem Gay Club in der Hauptstadt Kuala Lumpur, und auch die Rhetorik zahlreicher Politiker gegen Schwule, Lesben und Transgender hat sich in den vergangenen Monaten arg verschärft...