MEDIZIN: HIV-Medikament könnte auch bei Demenz helfen

MEDIZIN: HIV-Medikament könnte auch bei Demenz helfen
Unabhängig voneinander haben zwei Studien Anzeichen festgestellt, wonach ein bereits bekanntes HIV-Medikament auch bei der Behandlung von Demenz und ähnlichen Krankheiten vielversprechend sein könnte. Bei beiden Untersuchungen hat sich der Verlauf der Krankheiten verlangsamt.

Wissenschaftler:innen der University of Cambridge und der University of California in Los Angeles haben unabhängig voneinander Hinweise gefunden, wonach das Fortschreiten von Demenz mit einem bereits erhältlichen HIV-Medikament verlangsamt werden kann. Auch bei Chorea Huntington, auch bekannt als Huntington-Krankheit, soll das Medikament wirksam sein. Dabei handelt es sich um Maraviroc, welches sowohl in den USA, wie auch in der Europäischen Union seit 2007 und in der Schweiz seit 2008 zugelassen ist.

Dabei gelang es Wissenschaftler:innen nachzuweisen, dass Maraviroc einen Prozess im Gehirn wieder in Gang setzen kann, bei dem toxische Proteine ausgeschieden werden. Eine Ansammlung dieser Proteine ist für Krankheiten wie Chorea Huntington und Demenz verantwortlich. Dadurch, dass dieser Prozess des Abführens dieser Proteine wieder angekurbelt wird, kann ein Fortschreiten der Krankheit verlangsamt werden.

Diese Anhäufungen unter anderem mit fehlgefalteten Proteinen, so etwa Huntingtin und Tau, können dazu führen, dass Gehirnzellen erst abbauen und dann absterben, was schlussendlich zu Gedächtnisverlust und Demenz führt. Bei den Untersuchungen der beiden Forschungsgruppen ist es gelungen, diese Anhäufungen bei Säugetieren zu entfernen, indem frühzeitig mit einer Behandlung mit dem HIV-Medikament Maraviroc begonnen wurde.

An der Universität in Kalifornien will man nun das Medikament an Patienten testen, welche einen Schlaganfall hatten, oder unter Parkinson oder Alzheimer leiden, um zu sehen, ob es hier ebenfalls eine Wirkung zeigt. Die Forschenden um Thomas Carmichael sind sich bewusst, dass Maraviroc nicht das Allerheilmittel sein muss, aber es könne trotzdem Hinweise für die Zukunft geben.

Während sich die University of California in Los Angeles vor allem auf das Abführen dieser Anhäufungen konzentriert hat, welche für das Absterben der Gehirnzellen verantwortlich sind, so haben sich die Forschenden in Cambridge auch auf die Gedächtnisverbindungen gekümmert, welche unter anderem dafür verantwortlich sind, dass wir Erinnerungen miteinander verknüpfen, so beispielsweise Namen mit Gesichtern. Auch hier zeigte Maraviroc die Eigenschaft um diese Verbindungen wieder herzustellen.

Das Cambridge Institute for Medical Research und das UK Dementia Research Institute, beide in der University of Cambridge angesiedelt, haben ihre Studienergebnisse im Magazin Neuron veröffentlicht.