POLEN: Bussen wegen Weissem Adler auf Regenbogenfahne?
Częstochowa im Süden Polens ist bekannt für seine berühmte Pilgerstätte, das Kloster Jasna Góra. Entsprechend war anzunehmen, dass die Teilnehmer der ersten Pride der Stadt mächtig Gegenwind erfahren werden. Es kam den auch zu Gegenprotesten, wodurch die Polizei einschreiten musste um die LGBTs zusammen mit ihren Unterstützern zu schützen. Im Nachhinein für Aufregung sorgte aber nicht etwa die Tatsache, das es zu homophoben Gegendemonstrationen kam, sondern vielmehr, dass einige LGBTs Regenbogenfahnen mit sich trugen, welche auch den Weissen Adler, ein Nationalsymbol Polens, zeigten.
Der polnische Innenminister Joachim Brudziński meldete sich nach der Pride via Twitter zu Wort und bedankte sich bei der Polizei für ihren Einsatz. Gleichzeitig beschuldigte er aber auch die Pride-Teilnehmer, dass sie die Pilger der Stadt provoziert hätten. Er werde die Polizei entsprechend anweisen, dass sie gegen die Entweihung eines nationalen Symbols vorgehen. Es werde Anklage gegen dieses Vergehen erhoben, und dieses Durchgreifen sei auch der Grund dafür, dass die Polen der Polizei so vertrauen.
Bislang ist es aber zu keinen Anklagen gekommen, was jedoch nicht heisst, dass nicht ermittelt wird. Den Verantwortlichen drohen nach polnischem Gesetz Geldbussen oder sogar bis zu einem Jahr Haft. Die Pride-Teilnehmer wären dabei nicht die ersten, welche wegen der Verwendung dieses Symbols bestraft würden - auch eine Heavy Metal-Band wurde deswegen bereits angeklagt.
Die Gesellschaft in Polen wird Umfragen zufolge immer toleranter gegenüber LGBTs. So begrüsste etwa auch eine Mehrheit ein Urteil des europäischen Gerichtshof, wonach gleichgeschlechtliche Paare eine rechtliche Anerkennung ihrer Partnerschaft erhalten sollen. An der Warschau Pride im vergangenen Monat nahmen zudem 45‘000 LGBTs und ihre Supporter teil.
Für eine kontroverse Debatte sorgte einzig ein Urteil des Obersten Gerichts des Landes, welches die Diskriminierung von LGBTs verbietet. So dürfen etwa auch Schwulen, Lesben und Transgendern keine Dienstleistungen abgelehnt werden, auch wenn man dies mit seinen religiösen Ansichten begründet. Das Urteil kam zustande, nachdem sich eine lokale Druckerei weigerte die Aufträge der Organisation Polen Gegen Homophobie anzunehmen.