POLENs Gemeinden in LGBT Free Zones trifft es hart

POLENs Gemeinden in LGBT Free Zones trifft es hart
Krasnik gehörte zu den ersten Gemeinden, welche sich als LGBT Free Zone ausgerufen hat. Heute realisiert der Bürgermeister, dass dieser für die Konservativen gedachte Publicity-Stunt die Kleinstadt teuer zu stehen kommt. Die Gemeinde stehe nämlich kurz vor dem Ruin und sei die Lachnummer Europas geworden.

Durchaus selbstkritisch äussert sich Wojciech Wilk, der Bürgermeister von Krasnik in der New York Times. Seine Stadt habe vor gut zwei Jahren eine Deklaration unterzeichnet und sich so als eine der ersten Gemeinden im Land als sogenannte LGBT Free Zone ausgerufen. Damals im Mai 2019 habe diese Aktion nur wenige Leute interessiert, er habe nicht sehen können, wie diese symbolische und rein rechtlich gesehen wirkungslose Geste hätte Schaden anrichten können. Es sei für ihn vielmehr ein kostenloses Beruhigungsmittel für die konservativen Menschen in dieser ländlichen, religiös verankerten Gegend gewesen, so Wilk weiter.

Nun, rund zwei Jahre später, wirkt er verzweifelt. Er sieht den Schaden, welcher mit diesem Schritt angerichtet wurde, und wie Millionen von ausländischen Finanzhilfen für Polen gerade zur Debatte stehen. So hat auch Krasnik in der Vergangenheit Tausende von Euros erhalten, doch seit eine französische Gemeinde ihre Städtepartnerschaft mit Krasnik auf Eis gelegt hat, sind auch die damit verbundenen EU-Gelder versiegt. Auch Norwegen hat ein Entwicklungsprogramm in der Höhe von über 38 Millionen Zloty, rund 9.25 Millionen Schweizer Franken, sistiert, da man kein Geld an LGBT Free Zones zahlen werde.

Diese von ihm als harmlos eingestufte Deklaration habe Krasnik zum Sinnbild für Homophobie gemacht, beklagt der Bürgermeister im Interview, ein Ruf, der aber keineswegs stimme. Sie seien zur Witzfigur Europas geworden und die lokalen Bürger*innen würden am meisten darunter leiden, nicht die Politiker*innen. Ohne dass seine Stadt den Status der LGBT Free Zone aufgebe, sehe er keine Möglichkeit mehr um an ausländische Gelder zu kommen um etwa elektrisch angetriebene Busse oder Jugendprogramme zu finanzieren. Gerade Letztere seien enorm wichtig, da immer mehr Junge Krasnik verlassen, so Wilk weiter. Er beginnt nun auf die anderen Ratsmitglieder einzuwirken, damit der Status der LGBT Free Zone fallengelassen wird. Ob er Erfolg damit haben wird, muss sich weisen, denn noch im vergangenen September entschied sich eine Mehrheit gegen eine Aufhebung. Auch vor wenigen Wochen geriet Krasnik zudem in die internationalen Schlagzeilen, da dem offen schwulen, französischen Minister für europäische Angelegenheiten ein Besuch in der Stadt verweigert wurde.

Ob die Abschaffung des Status der LGBT Free Zone die Gelder tatsächlich zurückbringen wird, ist ebenfalls fraglich, wenn man die Haltung von Wojciech Wilk anschaut. So erklärt er zwar, dass er für eine Aufhebung kämpfen werde, aber nicht etwa zur Unterstützung der LGBTI+ Community, sondern vielmehr, weil diese Deklaration schädlich sei für die Stadt und ihre Bewohner. Von einer Abschaffung will etwa Jan Chamara gar nichts wissen: Er wolle lieber eine Diät einzig aus Kartoffeln machen, bevor er dem wirtschaftlichen Druck von aussen nachgeben werde. Er habe zwar noch nie Homosexuelle in Krasnik gesehen, so der 73-Jährige, doch er wolle deren Geld nicht. Man werde auch so überleben...