RUSSLAND: Festnahmen und Zensur rund um den Coming Out Day
Sie liefen am Dienstag, am Internationalen Coming Out Day, mit einem Sarg, welcher mit einer Regenbogenfahne verziert wurde, durch die Strassen von St. Petersburg um damit gegen Homophobie zu demonstrieren, welche im heutigen Russland ein Coming out fast unmöglich macht. Zudem wollten sie auch darauf aufmerksam machen, dass oftmals selbst die grundlegenden Menschenrechte wie die freie Meinungsäusserung oder das Versammlungsrecht für Schwule, Lesben und Transgender nicht gelten. Wie immer bei solchen Aktionen war auch die Polizei sofort zur Stelle und nahm im Verlaufe des Protests zwei Männer fest. Sie wurden jedoch nach ein paar Stunden wieder freigelassen. Was ihnen genau vorgeworfen wird, ist noch nicht bekannt, doch dürfte es wohl um den Verstoss gegen das Anti-Gay-Propagandagesetz gehen.
Ebenfalls in diesen Tagen wurde die Internetzensur verstärkt: Besonders zu spüren bekam dies einmal mehr die Webseite „Deti 404“, was so viel wie „Kinder 404“ heisst. 404 steht dabei für „404 Not Found“, der bekannte Satz im Internet, wenn eine Internetseite nicht gefunden werden kann, etwa wegen einem toten Link. Die Seite unterstützt schwullesbische und transgender Jugendliche bei ihrem Coming out, klärt sie über Homosexualität auf, gibt Gesundheitstipps und bietet auch psychologische Beratungen bei Problemen. Viele Jugendliche nutzen die Webseite auch, um ihre eigenen Erfahrungen in Bezug auf ihr Coming out mit Anderen zu teilen. Die Gründerin von Deti 404, Yelena Klimova, wurde schon einmal mit einer Busse belegt, da ihr Onlineangebot angeblich gegen das Anti-Gay-Propagandagesetz verstosse, und die Social Media-Seite auf VK, dem russischen Pendant zu Facebook, wurde von den Behörden geschlossen. Wie Moscow Times nun berichtet, sei nun auch Deti 404 als Webseite auf eine schwarze Liste gesetzt und in der Folge ganz gesperrt worden...