RUSSLAND: Homophobe Verbrechen haben sich verdoppelt
Die Angreifer gehen immer aggressiver und mit immer weniger Skrupel vor, erklärte Svetlana Zakharova, Vorstandsmitglied des Russian LGBT Network, in Bezug auf die neuste, eben veröffentliche Studie. Auch ihre Organisation hat diesen Trend zu deutlich mehr Hassverbrechen auf Basis der sexuellen Orientierung oder der Geschlechteridentität, festgestellt. Es schaue so aus, als ob die Angreifer bis zu einem gewissen Grad davon ausgehen, dass die Regierung ihre Taten sogar noch unterstütze. Viele würden gar offen mit ihren Verbrechen prahlen, als wäre es eine gute Tat gewesen, führt Zakharova weiter aus.
Die Zahlen, welche nun vom Zentrum für unabhängige, gesellschaftliche Forschung in Russland veröffentlicht wurden, sprechen denn auch eine deutliche Sprache, obwohl sie nur die Spitze des Eisbergs sein dürften, denn viele Hassverbrechen werden gar nicht erst zur Anzeige gebracht. So haben sich die Verbrechen, welche durch Hass gegen sexuelle Minderheiten, motiviert waren, in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt. Von den rund 250 Verbrechen, welches das Zentrum untersucht hat, waren ingesamt 200 Morde. Auch die Zahl der Gerichtsurteile aufgrund von Verbrechen gegen LGBTs hat zugenommen: Während es im Jahr 2010 noch 18 Schuldsprüche waren, so stieg die Zahl auf 65 im Jahr 2015. Die meisten Opfer waren dabei schwule oder bisexuelle Männer.
Homosexualität ist in Russland eigentlich seit 1993 legal und gilt seit 1999 auch nicht mehr als Geisteskrankheit. Das Anti-Gay-Propagandagesetz, welches 2013 eingeführt wurde, sehen viele als Vladimir Putins Versuch, Regierungskritiker in die Schranken zu weisen und sich der russisch-orthodoxen Kirche anzunähern. ILGA hat Russland im vergangenen vergangenen Jahr als zweit homophobstes Land in Europa eingestuft.