RUSSLAND: LGBT-Aktivisten verhaftet, welche gegen Tschetschenien demonstrierten
Sie haben ihre Gesichter mit Kunstblut verschmiert und haben sich wie Tote auf die Strasse gelegt. Dazu legten sie Regenbogenflaggen, sowie tschetschenische Fahnen über ihre Körper. Mit dieser Aktion haben LGBT-Aktivisten in St. Petersburg auf die dramatische Lage der Community in der russischen Teilrepublik Tschetschenien aufmerksam gemacht. Die Polizei kannte jedoch kein Pardon mit den Demonstranten und nahm kurzerhand zehn Aktivisten in der Nähe des Anichkov Palasts im Zentrum der Stadt fest. Die Sicherheitskräfte kamen in Vollmontur, wie sie sie normalerweise bei Ausschreitungen tragen, und begannen die Demonstranten in Kastenwagen abzuführen. Mindestens ein Demonstrant ist durch das harsche Vorgehen der Polizisten ohnmächtig geworden. Eine andere Gruppe von Demonstranten wurde ebenfalls abgeführt, nachdem sie mit Schildern gefordert haben, dass sich der tschetschenische Führer Ramzan Kahyrov vor einem Internationalen Gerichtshof verantworten müsse. Die Verhafteten sollen teilweise über sieben Stunden festgehalten worden sein.
Die beiden Aktionen waren Teil der Feierlichkeiten zum internationalen Tag der Arbeit. Da das Anti-Gay-Propagandagesetz das Tragen von Regenbogenfahnen in Russland verbietet, haben die Demonstranten zumindest gegen dieses Gesetz verstossen. Ihnen drohen daher Geldbussen. Die involvierten Aktivisten gehören jenen Gruppen an, welche sich derzeit unermüdlich für die schwulen Männer in Tschetschenien einsetzen und versuchen, die verbleibenden Schwulen aus der Teilrepublik zu evakuieren.
Die Lebensumstände für die Community in Tschetschenien sind äusserst erschreckend. Die Behörden sollen mehrere Institutionen betreiben, welche an Konzentrationslager erinnern. Bereits sollen über hundert schwule Männer verhaftet worden sein, drei seien gar ums Leben gekommen. Die Behörden sollen dabei laut der Zeitung Novaya Gazeta äusserst perfide vorgehen und die Opfer über Social Media-Plattformen in einen Hinterhalt locken. Die Verhafteten sollen dann massivst gefoltert werden, damit sie weitere Namen von schwulen Männern preisgeben. Laut einer russischen LGBT-Organisation sollen bis heute weder die russische Staatsanwaltschaft noch die Untersuchungsbehörden aktiv geworden sein, um die Vorfälle zu prüfen – trotz internationaler Kritik.