SCHWEIZ: Die SVP hat ihre Drohung wahr gemacht
Dass es ein rein populistischer Schritt ist, zeigt die Faktenlage, welche notabene die Zürcher Regierungsrätin Natalie Rickli von der SVP selber während einer eigens dafür angesetzten Medienkonferenz präsentierte. Im Kanton Zürich waren es nämlich im vergangenen Jahr nur gerade vier Personen, bei welchen dieses Gesetz überhaupt greifen würde. Diese vier Jugendlichen wurden dabei lange eng begleitet, viele Abklärungen wurden getroffen und dies mit Einbezug ihrer Familie. Die Eingriffe fanden zudem meist kurz nur vor dem 18. Geburtstag statt und betrafen Operationen am Oberkörper.
Aus diesem Grund sind sich die Fachleute und verschiedenste Organisationen wie die Nationale Ethikkommission, die Föderation der Schweizer Psycholog:innen sowie mehr als 40 weitere Organisationen einig, dass dieses System, wie es bereits siet längerem angewandt wird, angemessen und sorgfältig, sowie nicht zuletzt auf das Wohl der Patient:innen ausgerichtet ist. Für sie ist es daher auch klar, dass politische Einschränkungen dieser Gesundheitsversorgung schädlich und unverantwortlich wären.
Trotz dieses klaren Statements hat SVP-Nationalrätin Nina Fehr Düsel nun am Dienstag in Bern eine entsprechende Motion eingereicht, mit welcher sie Operationen an trans Jugendlichen ganz verbieten und die Abgabe von Pubertätsblockern stark einschränken will. So sollen diese nur abgegeben werden, wenn die Person an einer entsprechenden Studie teilnimmt. Damit wird der Zugang für trans Jugendliche zu einer adäquaten Gesundheitsversorgung zusätzlich erschwert. Weiter wird zudem Fachwissen bewusst ignoriert und vulnerable Minderheiten werden Instrumentalisiert, wie auch HAZ queer Zürich in einer Mitteilung schreibt.
Dass es der SVP um Populismus geht, zeigt auch der Fakt, dass Pubertätsblocker bereits seit Jahrzehnten an frühreife Minderjährige im Alter von sieben oder acht Jahren abgegeben werden, um ihnen so einen geregelten Eingang in die Pubertät zu ermöglichen. Elle Bohner, Geschäftsführung HAZ queer Zürich, macht zudem auf einen weiteren Punkt aufmerksam: Beim dritten Geschlechtseintrag heisst es, für eine so kleine Minderheit brauche es keine Gesetze – und jetzt wird für eine Handvoll von Behandlungen pro Jahr gleich eine Motion eingereicht.
Auch Jann Kraus, Vorstandsmitglied des Transgender Network Switzerland, hält klar fest: Es ist absurd, dass sich der Erfolg und die Qualität einer medizinischen Behandlung daran messen soll, dass möglichst wenige Leute Hilfe erhalten. Nach Abschaffung des Sterilisationszwang 2017 gibt es logischerweise mehr Behandlungen als vorher.
Für die über 40 Organisationen, welche sich gegen diese Motion stellen, ist klar: Diskriminierungen und Willkür müssen verhindert werden. Zudem fordern sie die Gleichbehandlung von trans Menschen, Rechtssicherheit, sowie der Schutz der Urteilsfähigkeit von Jugendlichen. Denn für sie ist klar: Die jetzige Praxis hat sich bewährt und wird auch von Fachleuten gut geheissen und unterstützt.