SCHWEIZ: Dominic und Thomas haben sich ihren Kinderwunsch erfüllt

SCHWEIZ: Dominic und Thomas haben sich ihren Kinderwunsch erfüllt
Vor wenigen Wochen war es soweit: Dominic und Thomas Baumgartner reisten mit ihrer Tochter von den USA in die Schweiz zurück. Überglücklich erzählen die beiden Väter im gay.ch-Interview von den Plänen für ihre ersten Weihnachten zu Dritt, von ihrem neuen Alltag und was sie anderen schwulen Vätern mit Kinderwunsch mit auf den Weg geben wollen...

Viele gleichgeschlechtliche Paare wünschen sich Kinder, doch, wie uns Dominic und Thomas Baumgartner erzählen, braucht es dazu gerade für schwule Paare hier in der Schweiz erstmal eine ganze Menge Geduld. Nach drei Jahren war es nun für die Beiden vor wenigen Wochen endlich soweit: Sie reisten mit ihrer Tochter aus dem amerikanischen Minnesota in die Schweiz zurück - gerade rechtzeitig um die ersten Weihnachten zu Dritt zu feiern. Wie ihr neuer Alltag ausschaut, welche gesetzlichen Verbesserungen sie sich in der Schweiz wünschen und wie sie sich ihre Zukunft vorstellen, darüber haben Dominic und Thomas in unserem Interview erzählt.

Die ersten Weihnachten mit eurer Tochter: Habt ihr etwas besonderes geplant?
Wir hätten uns wahnsinnig gefreut unsere ersten Weihnachten mit der Urgrossmutter zu feiern. Leider ist das dieses Jahr nicht möglich. Wir feiern nun im kleineren Rahmen mit Teilen beider Familien an mehreren Tagen. Etwas Besonders haben wir dieses Jahr in Sachen Guetzli geplant. Inspiriert von unserer Leihmutter werden wir Oreo Guetzli machen. Die schmecken übrigens super lecker und sind mega einfach zu machen! Oreos zerdrücken, mit Frischkäse vermengen und dann mit weisser Kuvertüre überziehen.

Wie habt ihr euren neuen Alltag organisiert, um euch voll und ganz um eure Tochter zu kümmern?
Thomas: Ich habe von meinem Arbeitgeber sechs Wochen Vaterschaftsurlaub bekommen. Nun arbeite ich meist im Homeoffice und kann dadurch sehr viel mehr Zeit mit unserer Tochter verbringen.
Dominic: Bei mir gab es 5 Tage Vaterschaftsurlaub, bis im Frühling habe ich unbezahlten Urlaub genommen. Zur Zeit gewöhne ich mich darum an die neue Rolle als Hausmann und die Umgebung mit dem Kinderwagen unsicher zu machen. Ab Frühling werde ich wieder an zwei Tagen als Lehrer arbeiten. Unsere Tochter wird dann eine tolle Kita besuchen.

Welche gesetzlichen Anpassungen wünscht ihr euch, damit euer Leben dadurch vereinfacht werden würde?
Grundsätzlich wäre es am einfachsten, wenn Leihmutterschaft auch in der Schweiz möglich wäre. Wo, wenn nicht in einem Rechtsstaat wie der Schweiz, wäre der richtige Ort, um wie in den USA einen gesetzlichen Rahmen für einen fairen und ethisch korrekten Umgang aller Beteiligten zu schaffen? Dies wird aber sicher noch viel Zeit brauchen. Momentan wäre es schon ein riesiger Fortschritt, wenn bei der Rückkehr in die Schweiz gleich beide Väter als solche anerkannt werden könnten. Die einjährige Wartefrist für die Stiefkindadoption macht in unseren Augen keinen Sinn. Sie erhöht bloss die Bürokratie, die Kosten und das Kind ist über ein Jahr rechtlich nicht gegenüber dem zweiten Vater abgesichert. Dies ist total diskriminierend und sicher nicht zum Wohl des Kindes. 

Was habt ihr auf dem gesamten Weg unterschätzt, und was war schlussendlich viel einfacher als gedacht?
Wir haben die amerikanischen Spitäler unterschätzt. Die Geburt in Minnesota war extrem schön und wir fühlten uns von dem kompetenten Personal super unterstützt. Einfacher als gedacht war die Einreise in die Schweiz. Der Zollbeamte wollte lediglich wissen, wie wir als zwei Männer denn zu unserem Kind gekommen sind.

Wie stellt ihr euch euer Leben in 5, 10 und in 15 Jahren vor?
Wenn alles so glatt läuft wie bisher, werden wir in ca. 2 Jahren nochmals Familienzuwachs bekommen. In fünf Jahren wird die Waschmaschine also auf Hochtouren laufen, unsere Wände werden farbig angemalt sein, und unsere Augenringe den Tiefststand erreichen. In zehn Jahren stecken die Kinder mitten im Schulalltag. Wir freuen uns also tolle Familienferien zu verbringen, lustige Briefe zu entziffern und die Kinder zu spannenden Hobbys zu chauffieren, die uns wiedermal ein bisschen Zeit für Zweisamkeit verschaffen. In 15 Jahren mit zwei Teenagern zu Hause werden wir zwangsweise viel zu laute Musik hören müssen, die wir nicht kennen und auch nicht kennen wollten. Wir werden hoffentlich die ersten Liebesgeschichten erfahren und uns freuen, wenn uns unsere Sprösslinge doch noch ab und zu um Rat fragen, obwohl wir für sie bis dann schon in einem richtig anstrengenden Alter sind.

Welchen Rat habt ihr an andere schwule Paare, welche ebenfalls einen Kinderwunsch hegen?
Nutzt das grosse Wissen unserer Regenbogenfamilien in der Schweiz. So viele sind diesen Weg schon gegangen und erzählen euch gerne von ihren Erfahrungen. Wir sind Mitglied im Verein Regenbogenfamilien, welche auch tolle Informationsveranstaltungen haben. Weiter haben wir uns auch bei Swissgaydad und Menhavingbabies informiert. Leihmutterschaft ist alles andere als günstig, beginnt also frühzeitig mit sparen. Unser Weg bis zu unserer Tochter ging etwas 3 Jahre, wir brauchten ganz viel Geduld, Geduld und nochmals Geduld. Schlussendlich sind wir aber überglücklich endlich eine kleine Familie zu sein.